Halte durch!
Mein Arbeitsort befindet sich mitten in Zürichs Hochschulquartier. Junge Menschen, soweit das Auge reicht. Macht richtig glücklich, im Fall! Und nur schon ihr Anblick schafft es immer wieder, mich in Bewegung zu halten. In mir nicht nur Erinnerungen zu wecken, sondern auch die Frage anzustossen, was denn aus mir so geworden ist im Leben. Und was mir dabei geholfen hat.
«HALTE DURCH! Dein VSETH wünscht dir viel Erfolg bei allen Prüfungen!»
Dieses Plakat, das immer zu ETH-Prüfungszeiten vom Verband der Studierenden an der ETH aufgestellt wird, berührt mich jedes Mal. Und ich stelle mich gerne auch selbst ein wenig drunter. Eigentlich nur ein kleines Zeichen. Aber mit grosser Wirkung für viele, die daran vorübergehen. Wohltuend, wenn ausserordentliche Belastungen wahrgenommen werden. Wenn die eigene Schicksalsgemeinschaft Erfolg wünscht. Wenn sich etwas von Zusammenhalt und Solidarität erahnen lässt. Schon fast christlich, diese Haltung. Von Studierenden der hochnaturwissenschaftlichen ETH. Und WAS hier gewünscht wird, das ist es wert, gelesen zu werden.
Halt durch! Ein Mantra, das vielerorts Anwendung finden kann. Auch Patientinnen und Patienten möchte ich es manchmal gerne zurufen. In all ihre Operationen und Therapien hinein, in die Ungewissheit, die es auszuhalten gilt, in die Ängste, die sich melden. Halt durch! Halt durch – auch bei Schicksalsschlägen und Verlust; bei grossen beruflichen oder privaten Belastungen und Veränderungen; bei Konflikten, die manchmal fast noch energieraubender sind. Halt durch! Auch wenn Kritik kommt und Unverständnis oder einem einfach nur die Gleichgültigkeit ins Gesicht starrt. Halt durch, wenn rascher Erfolg oder Wertschätzung ausbleiben, es wenig Likes gibt. Oder wir nochmals neu ansetzen müssen wie die Studierenden nach einer nicht bestandenen Prüfung auch. Halt durch!
Halt durch. Mir wurde dieses Durchhalten und Durchstehen auch von Unangenehmen bereits in meinem kirchenfernen, aber dennoch kulturprotestantischen Elternhaus vermittelt. Und als Pfarrerin heute ist es für mich auch seelsorglich nicht zu unterschätzen. Nicht nur um grosse erhebende Momente geht es im Glauben, nicht nur um Epiphanien und einmalige Erkenntnisse. Und im Leben nicht nur um Erfolg und Selbstbestätigung. Manchmal ist gerade stoisches Durch- und Aushalten das, was uns trägt und am Schluss zum Ziel führt. Jesu’ 40 Tage und Nächte in der Wüste wären vielleicht ein biblisches Bild dafür. Und wenn das Durchhalten unterstützt wird mit guten Wünschen und solidarischen Gedanken und Zeichen der Gemeinschaft, umso schöner und motivierender. Der vseth machts vor.
Halt durch! Auch als Kirche sind wir in diesem Durchhalten gefordert, in Zeiten von Mitgliederschwund, Reformen, theologischen Herausforderungen. Und damit meine ich gewiss nicht, dass am besten alles beim Alten bleiben soll! Auch wir können nicht zurück. Halten wir durch, nicht: Sitzen wir aus. Halten wir durch in all dem, was sich verändert, was wir nicht wissen, uns vielleicht (noch) nicht vorstellen können. Halten wir durch im Bemühen, uns einzubringen, mitzugestalten, kritisch zu reflektieren. Als Kirche semper reformanda können wir auf viel zurückgreifen. Doch einfach ist es nicht. Ungewissheit und eine gewisse eigene Rat- und Hilflosigkeit auszuhalten gehört zum Schwierigsten, was es gibt im Leben. Unterschätzen wir unsere Durchhalteleistung also nicht, sondern unterstützen wir uns gegenseitig. Vielleicht wird auch einmal an einem kirchlichen Standort ein solches Plakat stehen, HALTE DURCH? Deine Kirche wünscht dir Zuversicht und Gottes Segen? Wir wissen, was in diesen Zeiten geleistet wird? Wir stehen zusammen, gerade weil es im Moment schwierig ist?
Oder werde ich nun aufs Alter hin noch sentimental und uncool? Aber nein, das kann nicht sein, der vseth ist jung! Und cool! Die Parties, die die schmeissen … Also mir würd so ein Plakat gefallen. Stand firm. Halten wir durch.
Anita Ochsner
Gepostet um 06:50 Uhr, 20. MärzDanke für diese so starken ermutigenden Worte, wir brauchten sie schon manches Mal* und immer wieder in unserer Arbeit im Team sowie mit Menschen mit einer körperlichen Behinderung und heute nehme ich diesen Beitrag ausgedruckt mit im speziellen für ..
und ist so wie ein Morgengruss in den Tag. 🙂
herzlich Anita Ochsner
Barbara Oberholzer
Gepostet um 12:07 Uhr, 20. MärzLiebe Frau Ochsner, danke für Ihren Kommentar! Oder sind wir vielleicht nur die Dummen, wenn wir uns bemühen, etwas durchzuhalten?! Aber eigentlich glaube ich es nicht ?. Ihnen einen ganz schönen Tag!
??
michael vogt
Gepostet um 07:11 Uhr, 20. Märzhalte du r(ua)ch an!
michael vogt
Gepostet um 17:17 Uhr, 20. Märzha ruah
durch ihr wehen
verstehen
die wetterlage und der bus halten beide an
vielleicht dass man’s/frau’s so begreifen kann
es geht nicht um werbung, sondern um das gedicht auf dem bild
https://www.facebook.com/juerghalter/photos/a.1375620699406161.1073741826.1375618789406352/1433528583615372/?type=3&theater
michael vogt
Gepostet um 18:03 Uhr, 20. Märzdurch ihr > in ihrem
Anonymous
Gepostet um 08:41 Uhr, 20. Märzja, da koan ich sehr wohl
michael vogt
Gepostet um 02:20 Uhr, 21. Märzdurchalta koansa? da isch gut! da kan i de wieder nit. beim „durch“ bin i grad durch, und halta kan i ee nix.
Hans-Peter Geiser ZH Pfarrer Dr. theol. M. Div.
Gepostet um 11:17 Uhr, 20. MärzAls CH Kirchen sind wir weder „eine einander tragende Schicksals- + zusammen stehende Solidargemeinschaft“ noch ein „Halte durch“ einer semper reformanda zeichenhaft einer nächsten Generation vorlebenden Koinonia + Diakonla, sondern eine der schlimmsten öffentlich rechtlichen Schlägerbanden – ZH Fällanden, VD Lausanne, ZH Saatlen -, die hemmungslos über Leichen gehen. Und alle schweigend inmitten des Umbringens. Kein Wunder rennt uns jede nächste Generation – auch im Uniquartier – längst meilenweit nur noch entsetzt und offen „entgeistert“ davon. Ist so Barbara 2017.
michael vogt
Gepostet um 14:43 Uhr, 21. Märzsind der daumen nach unten viel
hat ihr schiff einen guten kiel
einen nach oben kann ich aber nicht machen
denn beim schlusswort dieser diskussion
so ist es bei den naturprotestanten, diesen bauern
möchte ich nicht trauern
sondern lachen
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 14:58 Uhr, 28. MärzSoweit ich weiss waren die „Leichen“ in Fällanden, Lausanne und Zürich-Saatlen keine echten, sondern Sie beziehen diesen Ausdruck auf Personen, welche irgendwelcher Intrigen, Konflikte etc. wegen weggemobbt, -bugsiert und -entlassen wurden. So unschön dies alles sicherlich ist, so unpassend finde ich Ihre martialische Ausdrucksweise.