Schweden gegen Schweiz oder Prostitution einmal ganz anders
Morgen spielt die Schweizer Nationalmannschaft im WM-Achtelfinal gegen Schweden. Zwei Länder, welche weltweit immer wieder verwechselt werden. Zwei Länder aber auch, deren Einstellung zur Prostitution grundverschieden ist. Anders als bei unserer sogenannt liberalen Gesetzgebung ist dort der Sexkauf verboten. Bestraft wird dabei nicht die Prostituierte, sondern der Käufer von Sex. Also in der Regel der Mann. 80 Prozent der Schwedinnen und Schweden missbilligen heute die Prostitution. Ich nehme an, auch die Kirchenfürsten teilen dort diese Meinung. Auch das ein wenig anders als bei uns.
Bereits in weiteren europäischen Staaten wird die Nachfrage nach käuflichem Sex unter Strafe gestellt. So in Norwegen, Finnland, Island, Irland und Frankreich. Diese Länder folgten damit der Empfehlung des Europarats, der im April 2014 die Mitgliedsstaaten aufforderte, das «Schwedische Modell» zu prüfen, also die Freierbestrafung. Obwohl die Schweiz Mitglied ist des Europarates, hat sie da bis jetzt nicht mitgezogen. Doch wird bei uns die Diskussion gerade neu lanciert. So startete die Frauenzentrale Zürich eine Kampagne mit dem Titel „Stopp-Prostitution-Für einen Schweiz ohne Freier“. Diese Organisation mit einer 104-jährigen Geschichte des Engagements für die Anliegen von Frauen und für Gleichstellung ist der Meinung, dass in einer gleichberechtigten Gesellschaft Prostitution keinen Platz hat.
Denn Frauen werden in der Regel nicht Prostituierte, um Lust am Sex zu empfinden, sondern sehr häufig aus Zwängen. Dazu gehören finanzielle Notlagen oder auch Gewalterfahrungen, die Frauen in frühen Beziehungen gemacht haben sowie durch Abhängigkeit von Zuhältern. Frauen werden auch durch Menschenhandel und gezielte Gewalt zur Prostitution gezwungen. Selbst in der Ausübung von Prostitution gibt es ein hohes Mass an Gewalterfahrungen. Im Bereich von Zwangsprostitution und Menschenhandel verstärkt sich diese nochmals. Hier werden Milliarden verdient. Davon profitieren aber nicht die Frauen, sondern diejenigen, die sich auf diesem häufig mafiös strukturierten Markt bewegen. Um dieses Geschäft am Laufen zu halten, werden Frauen, Mädchen und Männer durch Täuschung, Gewalt und Freiheitsentzug zur Prostitution gezwungen.
Prostitution ist historisch gesehen ein Produkt von Sklaverei und Freier demzufolge Profiteure eines Systems, welches Frauen entmenschlicht und als Ware behandelt; -heute einfach in einem kapitalistischen System.
Zurück zum Fussball: Wer wohl gewinnen wird? Die bessere Mannschaft hoffentlich. Und die Diskussion in der Schweiz zum Thema Prostitution nimmt endlich Fahrt auf. Möge da das Argument der Menschen-und Frauenwürde die Oberhand gewinnen!
Links zum Thema Medienmitteilung der Frauenzentrale Kampagne der Frauenzentrale Zürich Das’Wort zum Sonntag‘ vom 2. Juni 2018 von Pfrn. Catherine McMillan zum Thema „Prostitution“ Zum Buch von Dr. Béatrice Bowald: „Prostitution – Überlegungen aus ethischer Perspektive zu Praxis, Wertung und Politik“ LIT-Verlag 2010: http://www.lit-verlag.de/isbn/3-643-80055-8 Die Meinung der Autorin in diesem Beitrag entspricht nicht in jedem Fall der Meinung der Landeskirche. Blog abonnieren Alle Beiträge ansehen
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Reinhard Rolla
Gepostet um 07:30 Uhr, 02. JuliIch mache einen Unterschied zwischen Zwangs-Prostituierten auf der Strasse oder in obskuren Etablissements und Frauen und Männern, die sich aus purer Lust am Sex „prostituieren“ – oder aus Verständnis (das gibt es!), für Männer und Frauen, die vielleicht anders gar keine Möglichkeit dazu haben (das gibt es auch!). Egal ob in privaten Räumen oder in öffentlichen Institutionen: Wenn völlige Freiheit und persönliche Sicherheit auch gegen Ausbeutung garantiert sind, finde ich diese Art des „Dienstes für Mitmenschen“ eine gute Sache. Die Forderungen nach einem absoluten Verbot jeglicher Prostitution halte ich für problematisch bis diktatorisch. „S i c h p r o s t i t u i e r e n“ ist laut Duden übrigens eine Weiterbildung aus „stare“ (stehen) und meint das bewusste und öffentliche „Hinstehen“, hier eben für sexuelle Handlungen.
michael vogt
Gepostet um 08:07 Uhr, 02. Julisehe, was du geschrieben, nachdem ich geschrieben. darum hier.
béatrice bowald sagt, es gebe keine einfachen antworten. ist das verbot eine einfache antwort? gäbe es die möglichkeit, sich darauf zu konzentrieren, den 80%, die aussteigen wollen, dies zu ermöglichen? ein teilverbot, nämlich dort, wo gewalt, zwang. . . beteiligt sind? es gibt dinge, die man nicht verbieten kann, zb deshalb nicht, weil sie sonst in den untergrund wandern. gehört prostitution auch dazu? kommt der beitrag aus schweden nicht etwas von oben herab, vom standpunkt des besserseins herab, der mit gutem grund als unmöglich bezeichnet wird? gibt es prognosen dafür, was mir den prostituierten geschieht, wenn ihr oder eben nicht ihr geschäft verboten wird? und wenn die sache ins elektronische abwandert: geht es den pornodarstellerInnen besser? vor etwa einem jahr kam eine prostituierte auf mich zu und sagte: „I’ll fuck you. . .“, bis dir die ohren wackeln. „wow!“ meine antwort, „a good idea? but. . .“ ich weiss nicht mehr wie ich mein wow = wu = mu = nicht begründet habe. gedacht habe ich nicht zuletzt daran, dass von der teilnahme an der prostitution abgeraten wird. Sie wissen: ein schüler kommt zu seinem meister und fragt: „hat ein hund buddhanatur?“ der meister antwortete: „wu!“ – er imitierte damit wohl den hund – , manifestierte damit aber gerade ku (leere), womit der schüler erfüllt wurde. die geschichte kommt ursprünglich aus china. als sie nach japan wanderte, hiess die antwort dann „mu!“ die schafe sagen dasselbe auf griechisch: „määääh!“ es wird auch erzählt, ein zen-mönch sei beim betreten eines bordells zur erleuchtung gekommen. könnte es nicht sein, dass bestimmte soziale schichten keine möglichkeit haben, eine partnerin zu finden, und eine für einen moment bezahlte partnerin human sein könnte? die prostitution erlauben, dort wo sich in ihr die buddhanatur zeigt und wo sie beide zur erleuchtung führt? 😉
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:10 Uhr, 02. JuliLieber Herr Vogt
Es gibt kein Menschenrecht auf Sex!
Freundich grüsst Sie
Esther Gisler Fischer.
michael vogt
Gepostet um 14:16 Uhr, 02. Juliliebe frau gisler, danke für Ihren beitrag, die links und Ihre antwort. vielleicht lässt sich aber dieses menchenrecht aus anderen menschenrechten herauslesen. wenn ja, muss es mit den anderen menschenrechten übereinstimmen und der achtung der menschenwürde, aus der alle menschenrechte sich entfalten, entsprechen. das recht auf sexuelle entfaltung wäre oder ist in meinen augen ein schritt zur beendigung der prostitution, jedenfalls ihrer ungerechten erscheinungsformen (wenn es etwas anderes überhaupt gibt). freier freien aus einem mangel. sexuelle entfaltung, wird gesagt, führe dazu, dass man sich nicht unterdrücken lässt und andere nicht unterdrückt. wer das existentiell verstanden hat, verhält sich gerade nicht gemein. insbesondere dort, wo durch ein verbot ungefähr jeder manifestation von sexualität ein mangel erzeugt wird, kann oder könnte ein menschenrecht auf sexuelle entfaltung die anderen menschenrechte fördern. „leben und leben lassen.“ soweit wir leben, haben wir es nicht nötig, auf kosten anderer und anderem zu leben. was heisst „freundich“, wie Sie schreiben? das ich wird zum freund des du. was bedeutet das fehlende l? leben, und sei es mit einem L auf dem rücken. so könnte es glücken.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 19:29 Uhr, 10. JuliJa ja, reiten Sie nur auf meinem Schreibfehler herum. Genug geschwäbigt und geschwurbelt lieber Herr Vogt!
Nun ganz ohne Gruss
Esther Gisler Fischer.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:11 Uhr, 03. JuliSorry Herr Vogt, aber Ihr Geschwurbel ärgert mich zunehmend! Prostituition als Hilfe zur Erleuchtung: Einfach wieder mal so eine männliche Phantasie!
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:09 Uhr, 02. JuliLieber Reinhard. Leider sitzt du mit deinen Aussagen Mythen auf, welche so einfach nicht stimmen. Doch lese selbst: https://www.stopp-prostitution.ch/info/mythen-ueber-prostitution
michael vogt
Gepostet um 16:29 Uhr, 02. Juliaber es bleiben doch auch hier 10%, zu denen der kommentar von reinhard etwas zu sagen hat. besonders löblich finde ich seinen hinweis auf freiinnen (oder wie man und frau sie nennen will).
michael vogt
Gepostet um 16:33 Uhr, 02. Julinicht schwarz weiss, sondern 2:1 oder 4:3 – für welche frau- oder mannschaft?
michael vogt
Gepostet um 18:47 Uhr, 02. Julirespektive mixschaft
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 21:15 Uhr, 02. JuliLieber Reinhard
Da sitzt du irgendwelchen Mythen auf. Doch lies selbst: https://www.stopp-prostitution.ch/info/mythen-ueber-prostitution
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:13 Uhr, 03. JuliVerwechselst du da nicht Prostitution mit Protestantismus? Spass beiseite: Eigentlich geht es beim Vorschglag der Frauenzentrale eben mal um die Freier und nicht die sich prostituierenden Frauen.
Jürg Hürlimann
Gepostet um 08:37 Uhr, 02. JuliDas von Frau Gisler Fischer gerühmte schwedische System zur Prostitutionsbekämpfung ist theoretisch durchdacht. In der Praxis ist die Wirkung aber eher gering, erfüllt jedenfalls die gesetzten Hoffnungen nicht. Der schwedischen Polizei fehlt schlicht das Personal, um alle ihre Aufgaben zu erfüllen. Da werden eben Prioritäten gesetzt, und die Strafverfolgung vom ansonsten braven und gesellschaftlich eher unauffälligen Männern, welche eine Prostituierte aufsuchen, hat eben nicht oberste Priorität. Es besteht weiter die Gefahr, dass sich die Prostitution noch mehr, als dies ohnehin der Fall ist, in den „Untergrund“ zurückzieht. Nun kann man dies als erfreulich bezeichnen, da dadurch der Zugang zu sexuellen Dienstleistungen erschwert wird. Dieses Abdrängen in den „Untergrund“ birgt aber auch Gefahren für die betroffenen Frauen (oder seltener Männer). Es wäre doch etwas zynisch, dies als Kollateralschaden im Dienste des hehren Ziels der Ausrottung der Prostitution in Kauf zu nehmen.
Die Frage ist auch, ob es den betroffenen Frauen wirklich nützt, wenn ihre Erwerbstätigkeit messerscharf als Überbleibsel der Sklaverei und ähnlich dargestellt wird, oder ob solche öffentliche Ausdrucksweise sich nicht als ein weiteres Mal, hier ungewollt, diskriminierend auswirkt.
Offen gesagt, ich bin ratlos.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 21:22 Uhr, 02. JuliHerr Hürlimann: GeradeIhnen als Jurist müsste doch klar sein, dass nicht Gesetze geändert werden, nur wenn deren Durchsetzung nicht in allen Belangen erfolgen kann. SOnst müssten wir wohl die Kriminalisierung der harten Drogen abschaffen, denn es gibt genügend ‚brave und gesellschaftlich eher uauffällige Männer‘ welche koksen, was das Zeug hält und die dennoch mit einer Strafanzeige rechnenen müssen.
Und mit Verlaub: Es handelt sich nicht um eine normale Erwerbsarbeit oder werden von den RAVs Stellen in diesem Gewerbe vermittelt?
Alpöhi
Gepostet um 00:54 Uhr, 03. JuliNormal Steuern bezahlen muss frau aber von diesem Einkommen.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:18 Uhr, 03. JuliWie gesagt geht es hier mal eher um die Männer, welche sich als Freier betätigen. Diese sollen sich überlegen, wie sie von diesem System, welches ich nochmals öffentlich als Relikt der Slavenhaltung bezeichne, profitieren. Diese diskriminieren nämlich die Frauen und nicht ich mit meiner Analyse!
Corinne Duc
Gepostet um 11:54 Uhr, 02. JuliDass sich Regeln oder Verbote nicht absolut durchsetzen lassen, ist ohnehin kein schlagendes Kriterium gegen irgendwelche Vorschriften. Wer ab und zu bei Rot über die Strasse geht, wird deswegen wahrscheinlich auch nicht grundsätzlich gegen solche Verkehrsregeln eingestellt sein.
Aber wir SchweizerInnen sind vielleicht aufgrund der (halb-) direkten Demokratie zu sehr befangen (egal ob als gewählte PolitikerInnen oder nicht) – wir möchten möglichst üppig am Gewinn beteiligt sein: wenn es schon ein solches Gewerbe gibt, dann soll es bitte schön (möglichst viel) an Steuern abliefern. Vielleicht ist eben deshalb inzwischen eine Grossindustrie daraus geworden.
Wenn wir aber – obschon kein Königreich, doch immerhin ein ziemlich reicher Staat – die anderen Apekte stärker gewichten würden, ergäbe sich vielleicht tatsächlich eine positive Bilanz für ein Verbot, da die Versklavung weniger befördert bzw. eher verhindert werden könnte. Unter Berücksichtigung der Ausmasse, welche die Bordellindustrie bei uns inzwischen erreicht hat, wäre langfristig für Polizeieinsätze und Inspektionen wohl eher mit rückläufigem Aufwand zu rechnen (jedenfalls wenn nicht bünzlihaft alle Privatbeziehungen überprüft würden…).
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 15:00 Uhr, 02. JuliAn einem solch ausbeuterischen Gewerbe zu partizipirn ist zutiefst unethisch und verlogen.
Corinne Duc
Gepostet um 15:52 Uhr, 02. JuliZudem wohl eine riesige, naive Illusion, dass mit der Legalisierung von Prostitution die meisten Erträge wenigstens ordentlich versteuert würden – das meiste geschieht wohl ohnehin im Bereich der Illegalität. Aber davon möchte man vielleicht lieber gar nichts wissen?
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 16:11 Uhr, 02. JuliJa genau; so ist es liebe Frau Duc!
michael vogt
Gepostet um 14:39 Uhr, 03. Juli„eine schweiz ohne freier?“ ganz ohne? was man hier liest, erweckt keineswegs meine sympathie: https://www.stopp-prostitution.ch/resources/business-Story.pdf. andererseits ist es nicht der einzige aspekt. „wer ohne sünde ist, werfe den ersten stein“, gilt auch hier. ich versuche die sache grundsätzlicher zu sehen und in relation zu dem, was sonst in der welt alles geschieht. zb der mann, der die 6 noch nicht als erste ziffer im alter hat und nicht mit einer hundertfachen partnerin zusammenlebt (was nicht etwa heisst 100 verschiedene sexualpartnerinnen, mk 10:30 und synoptische parallelen), für den die sexuelle vereinigung mit einer frau zum vordringlicheren gehört, der nicht zuletzt deswegen eine partnerschaft eingeht, die aber, wenn die kinder 3, 5 und 7 sind, auseinandergeht. . . dann frage ich nach der klimapolitischen bedeutung der (teilnahme an der) prostitution. die oft fraglos selbstverständliche alternative familiengründung hat zur masslosen vermehrung und damit zum unumgänglichen einstieg in die fossile energie und in die kernkraft geführt. jetzt kommt die zur kanalisierung der massen unumgängliche digitalisierungd, die zb jeder schülerin die arbeit am pc zumutet – die frage, ob bildschirmarbeit, die andauernde elektronische exposition, für alle verträglich ist, wird nicht mal gestellt, was früher oder später zu einem erwachen führen wird wie bei den beiden erwähnten energieformen. „ratlos“, wie ein teilnehmer von sich selbst sagt, bin ich nicht in jeder hinsicht. ein kleinkind lebt zuerst in einem archaischen bewusstsein und liegt am körper seiner mutter, seines vaters. . . später entwickelt sich das magische bewusstsein und das kind verhält sich in feineren und differenzierteren bewegungen zu seinen bezugspersonen. dieser übergang vom archaischen zum magischen bleibt oft unvollständig mit der folge des verharrens bei energieformen, die aus dem erdboden kommen und machtbetontem verhalten. die magische vermittlung des archaischen ist auch eine politische perspektive: bildung, arbeit, freizeit. . .
Corinne Duc
Gepostet um 19:05 Uhr, 03. Julies lebe der sexroboter! (natürlich mit solarzellen wiederaufladbar)
michael vogt
Gepostet um 21:22 Uhr, 03. Julischweden – schweiz 1:0
gratulation!
ich anerkenne den sieg voll und ganz. da gibt es nichts mehr zu diskutieren.