Dabei seit Juni 2019
Auf Facebook bin ich eine ganz Spätberufene. Lange hatte ich mich verweigert. Sah keinen Benefit für mich, brauche nicht 1000 Freunde und bin eh schon handysüchtig. Da fehlte Facebook gerade noch. Warum ich mich dann in meinen Ferien plötzlich doch anmeldete – weiss der Geier, was mich geritten hat. Doch es war geschehen. Ich war noch erstaunt am Augenreiben – schon entfaltete sich die wohl facebookspezifische Eigendynamik.
Freunde finden
Als Newcomerin bedeutet Facebook für mich erstmals: schauen, lernen, vergleichen. Und wow, was sah ich: 340 Freunde! 1121 Freunde! 3668 Freunde! Etc. Und ich auf dem Nullpunkt! Unerfreut musste ich erfahren, dass ich mir in meinem privaten und familiären Umfeld keinen Grundstock legen konnte. Praktisch niemand war (mehr) auf Facebook. Wo frau jetz grad Hilfe gebraucht hätte. Dafür wurde ich in meiner beruflichen Umgebung reichlich fündig. Die Suche nach FreundInnen begann. Einem leider erst spät entdeckten Facebook-Knigge entnahm ich, dass wahlloses Freundesammeln zu unterlassen sei. Freundschaftsanfragen seien mit Begründung nur an persönlich bekannte Personen zu richten. Oje, da bin ich wohl mehrfach ins Fettnäpfchen getreten! Jetzt hab ich mich aber gebessert. Eigentlich schade, dass man nicht auch Menschen einladen darf, die man nicht persönlich kennt, aber schon viel Spannendes über sie gehört hat. Aber janu. Und schon bald bekam auch ich zahlreiche Freundschaftsanfragen von netten Menschen, danke euch!
Der soziale Status
Als recht aufschlussreich erwies sich, dass der grosse Res Peter kurz nach mir ebenfalls ein fb-Account eröffnete. Und oh Stich ins Herz: Doch einige Angeschriebene von mir, die nie geantwortet hatten, waren dann ratzfatz Freunde von ihm. Auch auf Facebook scheint das Klima etwas spürbar, das ich sonst scherzhaft als «bei Hofe» bezeichne. In wessen Gunst muss ich stehen, wo ja nicht in Ungnade fallen? In diesem Zusammenhang habe ich die raschen Freundschaftsanfragen einiger hohen WürdenträgerInnen unserer Kirche sehr geschätzt. Sie scheinen mit praktisch allen befreundet und wirken so einer Kultur von Snobismus und opportunistischer Anpassung integrativ entgegen. («Aber bei euch soll es nicht so sein», Mk 10,43 – hat mich immer beeindruckt.)
Facebook macht Spass!
Aber nun genug gegrännet! Meistens macht Facebook Spass. Natürlich bin ich immer noch am Ausprobieren. Doch selbst in dieser kurzen Zeit habe ich willkommene Anregungen erhalten, informative Beiträge gelesen und witzige Dialoge geführt oder mitverfolgt. Die Werbung ignoriere ich. Ich interessiere mich für andere Menschen und erfahre grundsätzlich gern was über sie. Meine frühere Befürchtung, hier nur die Selbstdarstellung einer nervigen Spass-, Erfolgs- und Blödgesellschaft aufs Auge gedrückt zu bekommen, die es so ja auch nicht wirklich gibt, bewahrheitet sich nur selten. Liegt vielleicht auch am kirchlichen Milieu. Auch eine reine Werbe-, PR- und Vernetzungsplattform scheint mir fb nicht. Dafür gibt es zu viel Persönliches. Läuft es bei Facebook nicht nach ganz ähnlichen Regeln wie bei allen guten Geschichten und bereichernden Begegnungen? Was von Herzen kommt, geht zu Herzen. Was echt und authentisch rüberkommt, berührt. Wer voller Begeisterung Erlebnisse teilt und Urlaubsbilder postet, steckt andere an damit. Wer es nur tut, um seine Privilegien zu zeigen, zieht runter. Und vieles ist einfach megalustig. Meine erste Bilanz ist positiv.
Natürlich könnte ich auch ohne Facebook leben, werd ich vielleicht auch wieder mal. Meine Einsichten für die nächsten Monate aber sind nun diese: 1. Etwas lustvolle Selbstdarstellung gehört dazu. 2. Neugier ist erwünscht. 3. Allzu zart besaitetes Hintersinnen bringt nichts. 4. Eine Seelsorgerin braucht nicht so viele Freunde wie eine Politikerin. 5. Meine Erlebnisse teilen – aber immer so, dass sich auch andere drin finden können. 6. Humor und Selbstironie bewahren vor einigen Auswüchsen. Also fast wie in der Seelsorge ?. And off we go!
Die Meinung der Autorin in diesem Beitrag entspricht nicht in jedem Fall der Meinung der Landeskirche. Blog abonnieren Alle Beiträge ansehen
Anonymous
Gepostet um 06:43 Uhr, 16. AugustWünsche einen ganz guten Tag! Mit vielen frohen Botschaften 🙂
Anita Ochsner
Gepostet um 06:44 Uhr, 16. AugustWünsche eine ganz guten Tag! Mit vielen frohen Botschaften 🙂
michael vogt
Gepostet um 07:08 Uhr, 16. Augustder geier bin möglicherweise ich, der urknall mein hinweis, dass zum „kontroversen blogbeitrag der weichgespülten spitalseelsorgerin“ (Ihre worte) auf fb noch etliche kommentare zu sehen wären – muss aber nicht ins tierspital, falls ich doch nicht der geier sein oder der urknall später gewesen sein sollte. die fb post hat auch schon mal nicht funktioniert. könnte mitspielen, wenn einige „nicht geantwortet“ haben. hat der knigge ein datum? diese ursprüngliche strategie gilt meines wissens seit langem nicht mehr. ich habe bei vollem bewusstsein 0 freunde, weil ich meine kommentare nicht allzu unkontrolliert verbreiten will. warum würde mir fb andauernd mir auch völlig unbekannte freunde anbieten? oder auch bekanntere, wie zb und immer wieder eine gewisse barbara oberholzer? 😉
Barbara Oberholzer
Gepostet um 08:14 Uhr, 16. AugustNachtrag: Ob ich wirklich noch ohne fb leben könnte? Hmmm …..?
Brigitte Hauser
Gepostet um 11:26 Uhr, 16. AugustGut geschrieben. Gute Frage. 😉
Barbara Oberholzer
Gepostet um 13:50 Uhr, 16. AugustDanke ?
Reinhard Rolla
Gepostet um 10:04 Uhr, 16. AugustEs ist wie bei Texten der Bibel: Man muss nicht alles lesen und darüber predigen schon gar nicht. Was mich berührt, das teile ich und teile es auch mit. D<n macht die ganze "Sache" Sinn – und Freude auch. Liebe Grüsse Reinhard
michael vogt
Gepostet um 00:34 Uhr, 17. Augustgreta meldet gestern morgen, sie habe überraschend gut geschlafen. diese facebook notiz sagt mir mehr als der bericht einer zeitung, sie habe die nacht „überstanden“. später sieht man sie an bord mit dem bekannten plakat. den ersten post kommentiere ich mit einem wort: great!
https://www.facebook.com/gretathunbergsweden/photos/a.733630957004727/893583707676117/?type=3&theater
https://www.facebook.com/gretathunbergsweden/photos/a.733630957004727/894604537574034/?type=3&theater
michael vogt
Gepostet um 00:41 Uhr, 17. Augustnicht angemeldet > aufs bild klöpferlen
michael vogt
Gepostet um 01:11 Uhr, 18. Augustals ich das boot sah, mit welchen die fünf rüber wollen, erschrak ich. greta ist weiterhin wohlauf (und ich beruhigt). https://www.facebook.com/gretathunbergsweden/photos/a.733630957004727/895323347502153/?type=3&theater
Sidney
Gepostet um 19:33 Uhr, 24. SeptemberSehr guter Beitrag! Ein Text zum nachdenken….
Wünsche dir auch weiterhin viele frohe Botschaften…;)