Das Paradies mit Robotern verteidigen
Eine Beerdigung in ländlicher Gebirgsidylle. Der Sarg wurde soeben ins Grab eingelassen. Das heilige Wort gesprochen. Die Stimmung ist teils traurig, teils wütend. Es war kein friedlicher Tod, sondern ein gewaltsamer. Plötzlich ein Lichtblitz, glühend heisses Feuer, überall Splitter und daraufhin ein Knall. Die Druckwelle schleudert die Trauernden durch die Luft.
Im Juni 2009 ereignete sich in Pakistan ein Vorfall nach dem oben beschriebenen Muster. Eine ferngesteuerte Drohne tötete durch Raketenbeschuss innerhalb von 40 Stunden über 80 Menschen. Zuerst tötete sie einen Terroristen und beschoss anschliessend dessen Verwandtschaft bei der Beerdigung. Das Waffensystem «Reaper» zu Deutsch «Sensenmann» wurde dabei von einer amerikanischen Luftwaffenbasis in der Nähe von Las Vegas ferngesteuert. Die Piloten führten im Schichtbetrieb lediglich ihre Befehle aus, wobei ihnen die zweite Zielperson beim Beschuss der Beerdigung entkam. Während die zivilen Opfer als Kollateralschaden in Kauf genommen wurden.
Es geht mir nicht darum, den Terror in irgendeiner Form gut zu heissen oder die neuste Kriegstechnik anzupreisen. Was mich viel mehr interessiert ist, weshalb wir begonnen haben, Roboter gegen Menschen einzusetzen? Die Frage beschäftigt mich, da die Roboter nicht mehr länger nur eine technische Erweiterung der Soldaten zu sein scheinen, sondern durch künstliche Intelligenz demnächst in der Lage sein werden, selbständige Entscheidungen zu fällen. So hat beispielsweise Südkorea bereits 2006 im Irak seinen ersten vollautomatischen Kampfroboter SRG-A1 erprobt. Diese stationäre Waffenplattform nimmt Menschen wahr und teilt sie direkt in Freund oder Feind ein, bevor der Roboter die Person nochmals warnt und schlussendlich erschiesst. Entwickelt wurde das autonome Tötungssystem vom Technikkonzern Samsung. Zum Einsatz kommen soll es an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea um dort die eingesetzten Soldaten entlasten.
Selbstschussanlagen kannte ich bisher nur von der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Irgendwie wird es mir mulmig, wenn ich bedenke, dass entlang der Mauer zum Gazastreifen bereits heute der israelische Guardium-Roboter patrouilliert und im Bedarfsfall mit Schusswaffen nachgerüstet werden könnte. Wenn der amerikanische Präsident sich eine Mauer zu seinem südlichen Nachbarland Mexiko wünscht, dann kommt bei mir wenig Hoffnung auf, dass diese lange Grenze ohne automatische Systeme bewacht werden könnte. Kann es je eine Lösung sein, dass man vermeintliche Probleme wegmauert und durch Kampfroboter in Schach halten lässt?
Gegenwärtig fliessen grosse Summe in die Automatisierung des Krieges, dabei scheint es verlockend zu sein, Maschinen statt Soldaten dem Risiko auszusetzen. Nur sinkt dadurch vermutlich die Hemmschwelle für heikle Einsätze, bei denen man früher Gefahr lief, dass eigene Staatsbürger getötet werden konnten. Ein Roboter ist ja nur ein Objekt, welches man problemlos ersetzen kann. Manchmal erschaudere ich, wenn ich zu Hause unseren Putzroboter über den Boden flitzen sehe und daran denken muss, dass seine grossen Roboterbrüder vom gleichen Hersteller gerade im Irak an Häuserkämpfen beteiligt sind. So frage ich mich, ob es denn keine Alternative zum Missbrauch von Robotern als Waffen gäbe?
Der russisch-amerikanische Science-Fiction-Autor Isaac Asimov formulierte 1942, während des Zweiten Weltkriegs, erstmals die sogenannten Gesetze der Robotik:
«1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.
- Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren.
- Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.»
Gegenwärtig finden diese Gesetze bei Kampfrobotern leider keine Anwendung. Die drei Regeln sind sicher keine Ideallösung, aber immerhin ein Vorschlag für einen minimalen ethischen Standard. Es wäre fatal, wenn es uns, wie bei der Nukleartechnik nicht gelingt, den militärischen Missbrauch einer ganzen Technologiebranche zu verhindern. Es stimmt mich optimistisch, dass mittlerweile bestimmte Waffen, wie Landminen oder Giftgase einer internationalen Ächtung unterliegen. Nun könnten wir im Fall der Robotik doch einmal klug handeln und die vollautomatisierten Waffen vor ihrer Entwicklung und Verbreitung international verbieten. So würden Mittel frei für die zivile Erforschung und Nutzung der Robotik, wie zum Beispiel für den Schweizer Minenräumroboter Digger DTR.
Damit ich mir nicht den Vorwurf anhören muss, dass sich die Kirche gefälligst der (Rüstungs-)Politik zu enthalten habe, verweise ich gerne darauf, dass es sich hier um einen Kernauftrag Christi handeln könnte – denn wie sollen wir unsere Feinde lieben, wenn wir ihnen gar nicht mehr begegnen, sondern wir oder sie zuvor durch Roboter neutralisiert werden? Statt uns im vermeintlichen Paradies einzumauern und dessen Grenzen mit Robotern zu verteidigen, sollten wir versuchen, das Reich Gottes auszuweiten und unseren Mitmenschen persönlich und in Liebe zu begegnen.
Anke Ramöller
Gepostet um 08:39 Uhr, 28. SeptemberHasr Du schon eine Idee, wie Du das Ziel einer Ächtung anpacken willst?
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 14:21 Uhr, 02. OktoberDie Kriegsgeschäfte-Initiative untrschreiben! https://kriegsgeschaefte.ch/
Markus Saxer
Gepostet um 01:08 Uhr, 07. OktoberEher Nein Frau Gisler Fischer … bringen Sie doch eine Initiative bei der die Initianten mehr als 30 Punkte Gesamt IQ haben.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 21:31 Uhr, 11. OktoberOh, Sie schon wieder Herr Saxer!
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 09:26 Uhr, 28. SeptemberBöses mit Bösem zu vergelten ist nicht zielführend und unbeteiligte Trauergäste als ‚Kollateralschaden‘’ in Kauf zu nehmen ist menschenverachtend und zynisch. Kein Wunder, wächst der Hass gegen die USA in den betroffenen Ländern! Doch sogar die Friedensnobelpreisträgerin Aun Sang Si Khy spricht von ‚Kollateralschäden‘, wenn es um zivile Opfer bei der Bekämpfung von Rohynha-Aufständischen durch die burmesische Armee geht. Wo sind wir nur gelandet auf unserer Welt!
Luca Zacchei
Gepostet um 10:36 Uhr, 28. SeptemberLieber Christoph, vielen Dank für deine Gedanken! Zum Thema „Kirche und Rüstungspolitik“: Es sind zwar ein paar Jahre her, aber ich mag mich noch gut daran erinnern, wie der CVP-Ratspräsident mit seinem Stichentscheid den Ausschlag gegeben hat, Waffenexporte von Schweizer Firmen nach Saudi-Arabien und Pakistan zu ermöglichen. Ich fand es nicht allzu christlich. Aber die monetären Verstrickungen sind oft stärker als Ideale: https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/CVPRatspraesident-gab-Ausschlag-fuer-Lockerung-der-Waffenexporte-/story/11768228
Roboter werden künftig Instrumente sein, die für Böses oder Gutes eingesetzt werden können. Sie werden auf alle Fälle die Interessen ihrer Besitzer vertreten. Die Automatisierung des Krieges wird stattfinden, solange jemand davon profitieren wird. Isaac Asimov war ein Visionär und hat richtigerweise darauf hingewiesen, ethisch vertretbare Robotik-Gesetze vor der Produktion der Roboter zu bestimmen. Diese Aufgabe sollte eigentlich jetzt stattfinden. Ich hoffe, dass die Experten und die politischen Akteure daran denken, bevor es zu spät ist…
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 20:12 Uhr, 28. SeptemberIn der Tat stossend jener Entscheid von NR-Präsident Ruedi Lustenberger. Dazu erscien am 25. April 2014 von mir in der „Reformierten Presse“ folgender Leserinbrief:
„Dies schleckt auch die sprichwörtliche Geiss nicht weg: Mit seinem Stichentscheid ist Nationalratspräsident Ruedi Lustenberger aller Gepflogenheit zum Trotz sehr wohl mitverantwortlich für den Ausgang der Abstimmung; so wie jede seiner Kolleginnen und Kollegen im Saal. Der sympathische und wohl zu Unrecht manchmal etwas naiv wirkende Schreiner aus Romoos könnte bezüglich Gewaltlosigkeit noch einiges lernen vom berühmten Zimmermannssohn aus Nazareth. Als C-Politiker wäre er gut beraten über die Bücher zu gehen und als ökumenisch Gesinnter auf die Schwesterkirchen zu hören. So verabschiedeten deren Delegationen anlässlich der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen im November in Busan, Südkorea den „Ökumenischen Aufruf zum gerechten Frieden“. Zu lange waren die etablierten Kirchen Komplizinnen von Gewalt und Militarismus. Allein Friedenskirchen wie Quäker und Täufer waren und sind konsequent dem Frieden und der Gewaltlosigkeit verpflichtet. Der Weg des gerechten Friedens unterscheidet sich grundlegend von dem Konzept des „gerechten Krieges“. Er beinhaltet sehr viel mehr als den Schutz von Menschen vor dem ungerechten Einsatz von Gewalt, ausser Waffen zum Schweigen zu bringen. Er schliesst soziale Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenrechte und Sicherheit für alle Menschen ein. so in der Erklärung. Zusammen mit allen Menschen guten Willens sind Christen und Christinnen aufgerufen, zur Verwirklichung von Frieden und Gerechtigkeit beizutragen. Und da sind Arbeitsplätze in der nicht nachhaltigen Rüstungsindustrie sowie Kriegsmaterialexporte wahrlich nicht dienlich.“
michael vogt
Gepostet um 14:20 Uhr, 28. Septemberwünschenswert wäre natürlich ein internationaler standard, dass n u r roboter gegen roboter gewalttätig sein dürfen. den gewalttätigen einsatz von robotern zu verbieten, überzeugt mich nicht, weil ich im einsatz von jungen oder älteren männern und auch frauen nicht in jeder hinsicht eine alternative sehe. das stichwort ist für mich im dankenswerten beitrag „die alternative zum missbrauch von robotern“. der gebrauch eines roboters als waffe ist nach meinem verständnis nicht zum vornherein missbrauch, kann aber missbrauch sein. es erscheint als symmetrie: auf der einen seite das sebstmordattentat, auf der anderen seite der roboter als waffe. beidemal keine schranke (2kor 5.14) zum schutz des eigenen lebens. das spezifisch theologiche argument gegen den missbrauch: nicht aus verletztem ehrgefühl reagieren. auf beiden seiten. die geschichte eines menschen, der das trotz extremer demütigung am ende seines leben nicht getan hat, kann beiden seiten etwas sagen. dass alles von gott kommt (5.18) wird wohl fast eher auf der anderen seite zustimmung finden. dass der vater seinen sohn gefoltert und gekreuzigt hat, und dass wir deswegen in dem allem leben und sterben können, wird wohl bei einem bruchteil unserer seite zustimmung finden. „er hat ihn für uns zur sünde gemacht, damit wir in ihm zur gerechtigkeit würden.“ (5.21)
michael vogt
Gepostet um 14:39 Uhr, 28. Septemberdass ich zweimal das s vergessen habe, macht mich darauf aufmerksam, dass ich, analog zum ende des beitrags, noch sagen wollte, dass verschiedene seiten zu einem ganzen werden
Alpöhi
Gepostet um 20:40 Uhr, 29. SeptemberTatsächlich erlauben es Kampfroboter, die eigenen Soldaten aus der Schusslinie des Gegners herauszuhalten. Das wäre ein (wünschenswerter) Fortschritt. Nur: Die gegnerische Armee kann das ja auch. Dann sind also alle Soldaten, hüben und drüben, in Sicherheit. Dann führt sich der Krieg ad absurdum. Oder wird zum hässlichen Kampfeinsatz gegen Zivilisten. Beides sind Szenarien, die nicht wirklich zielführend sind.
Barbara Oberholzer
Gepostet um 10:47 Uhr, 30. SeptemberAlpöhi, wir sind uns ja mal einig ?!
michael vogt
Gepostet um 16:32 Uhr, 01. Oktoberder krieg soll sich doch ad absurdum führen, zu dem, was er in wirklichkeit ist. habe in meinem beitrag, der sich auf ein generelles verbot bezieht und nicht die bombardierungen, die in folgenden links zur sprache kommen, verteidigen will, noch ein fehlendes l entdeckt. assoziation: love. dann, wie einer, der 500 jahre vor jesus gelebt hat, zitiert wird: das selbst ist eine illusion. konsequenz: möglichst viel ursachenbehebung, möglichst wenig symptombekämpfung.
Markus Saxer
Gepostet um 12:44 Uhr, 29. SeptemberVon der Gewaltlosigkeit Jesu Frau Gisler Fischer? Jenes Jesus der sich eine Geisel machte und die Händler aus dem Tempel prügelte… selbstverständlich ist es blanker Unsinn Jesus von Nazareth den menschgewordenen Sohn Gottes für die Idee des Pazifismus zu vereinnahmen. Jesus ist etwa so sehr Pazifist wie er linksradikal war. Pazifismus ist nicht christlich!!Im Gegenteil, es ist ein Versuch der Selbsterlösung mit dem vollkommen falschen Menschenbild, dass der Mensch aus sich heraus gut sei. Ein Pazifist ist weder mehr noch weniger der Vergebung Gottes bedürftig wie ein Soldat. Das verderbliche an dieser Ideologie des
Pazifismus ist die völlige Selbstbezogenheit des Pazifisten der nur für die eigene Person Verantwortung zu übernehmen imstand ist. Für den Pazifisten gibt es keine Wehrlosen zu deren Schutz er Gewalt anwenden muss, der Versuch aus Werken Gerechtigkeit zu erlangen ist ihm wichtiger.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 10:39 Uhr, 30. SeptemberDer „Krieg gegen den Terror“ ist wohl doch etwas anderes als Jesu Vertreibung der Händleraus dem Tempel werter Herr Saxer!
Markus Saxer
Gepostet um 01:05 Uhr, 07. OktoberNein, was ich schildere ist eine theologische Reflexion einer nichtchristlichen Ideologie.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 16:20 Uhr, 30. SeptemberWas Sie da schildern ist ein Zerrbild des Pazifismus!
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 10:38 Uhr, 30. SeptemberBefohlen hat den Drohnenangriff damals Präsident Obama, dem noch vor seinem Amtsantriff der Freidensnobelpreis verliehen wurde und der am deutschen Kirchentag eingeladen war. Anbei ein Bericht aus dem „aufbruch“ dazu: http://blog.aufbruch.ch/terror-der-us-regierung-mit-killerdrohnen
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 10:47 Uhr, 30. SeptemberWer sich interessiert über die Auswirkungen von aussergerichtlichen Tötungen durch Drohnen, denen auch Kinder als „zivile Kollateralschäden“ zum Opfer fallen, dem/der sei folgender Dok-Film einer jungen amerikanisch-pakistanischen Journalistin empfohlen: https://www.youtube.com/watch?v=eDy4zqZ0pEo
„Ich denke, dass eine völlig andere Politik entstehen würde, wenn eine Gemeinschaft lernen könnte, ihre Verluste und ihre Verletzbarkeit auszuhalten. So eine Gemeinschaft wüsste besser, was sie an andere bindet. Sie wüsste, wie radikal abhängig sie von der Beziehung zu, vom Austausch mit anderen ist. Ich meine, das würde – oder könnte – ein wichtiges Element auf dem Weg zu einem internationalen Verständnis von Gerechtigkeit sein. (Judith Butler in „Krieg und Affekt“)“
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 16:22 Uhr, 30. SeptemberEs stellt sich doch die Frage, ob wir die Verheissungen unserer Religion, bzw. das Erbe des Nazareners ernst nehemn, bzw. diesem wirklich zutrauen, dass diese Wel geändert werden kann. Am 1. August besuchte ich in der Kirche Wipkingen eine Veranstaltung zum 100 jährigen Jubiläum des sogenannten Wipkinger Glockenstreites: Die Kirchenpflege hatte im Jahre 1917 beschlossen, am Nationalfeiertag desselben Jahres die Glocken nicht läuten zu lassen. In einer Rechtfertigungsrede im Auftrag der Kirchenpflege legte Pfarrer Ernst Altwegg am 2. September 2017 in einer Kirchgemeindeversammlung dir Gründe für diesen Entscheid dar. Diese Rede nun wurde vom Schauspieler Hans-Peter Müller-Drossaart auf der Kanzel eindrücklich vorgetragen. Anlass für den Glockenstreit damals war der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und damit zusammenhängend Vorkommnisse in Zürich, wie den Ausschluss eines pazifistischen Studenten vom Studium an der ETH. Pfarrer Altwegg fühlte sich der religiös-sozialen Bewegung verpflichtet, welche vom Theologieprofessor Leonard Ragaz und seiner Frau Clara Ragaz-Nadig ins Leben gerufen worden war. Die für mich eindrücklichsten Worte seiner Rede sind für mich Folgende: „Es ist uns ernst mit dem Gedanken, dass es sich im Christentum und nichts anderes als um die Gründung des Gottesreichs auf Erden handelt. Das kann aber nicht anders geschehen, als dass wir uns dem Geist und Leben Gottes, dem Gest der Gerechtigkeit und der Wahrheit …aufschliessen und glauben, dass das nicht blosse Ideale seien, nicht eine blosse Phantasiewelt, sondern eine Wirklichkeit, in die man sich bloss hineinzustellen braucht. Aber das glauben eben unsere Kirchenchristen gewöhnlich nicht. Sie predigen wohl Gott; sie predigen die Wahrheit und Gerechtigkeit: Aber sie glauben in Wirklichkeit nicht daran. Das heisst:Sie glauben nicht, dass man mit der Wahrheit und der Gerechtigkeit im praktischen Leben bestehen könne. Vor allem glauben sie nicht, dass man damit im Geschäfts- und im politischen Leben auskommen könne.“ Und weiter: „Wir meinen, das allein sei Christentum, wenn man Gott und das Leben aus Gott unter allen Umständen ernst zu nehmen wagt. Wir meinen, dass das sogar der einzige Weg sei, der die Menschheit aus all dem Elend unserer Zeit herauszuführen vermag. … Darum halten wir es für so wichtig, dass von unsern Kanzeln nicht nur allerlei Erbauliches gesagt, sondern ein kraftvolles Wort für einen gründliche Umgestaltung unseres wirtschaftlichen und politischen Lebens gesprochen werde. In aller Bescheidenheit halten wir uns für verpflichtet, im Namen des Evangeliums Protest einzulegen, wo wir seine Grundsätze verletzt sehen.“