Die globalen Herausforderungen unserer Zukunft
Weltweite Probleme, die von Nationen gelöst werden müssen
Die Ressourcen und Rohstoffe sind auf der Welt ungleich verteilt. Solange Nationen bestehen, die diese als Eigentum betrachten und nur für sich beanspruchen, werden weiterhin geopolitische Kriege und Verteilkämpfe stattfinden. Nationen-Bündnisse, die als Mittel zur Durchsetzung von Hegemonialansprüche eingesetzt werden, sind als Organisationsformen leider zum Scheitern verurteilt, wenn es darum geht, Konsenslösungen zu finden. Auch wenn es utopisch tönt, wir müssen in unseren Köpfen die Grenzen der Nationen überwinden, falls wir die globalen Probleme tatsächlich lösen möchten.
Die Suche nach alternativen Energieformen
Wir sind süchtig nach Erdöl. Der tägliche Konsum beträgt weltweit fast 100 Millionen Barrel à je 159 Liter Erdöl, das entspricht ca. 50 Supertanker täglich. Unsere Wirtschaft ist davon abhängig, unser Leben (Produkte, Heizung, usw.) ist ohne Erdöl kaum vorstellbar. Wie lange dürfen wir aber noch abwarten, bis wir auf alternative Energieformen setzen? Braucht es in der Tat grössere Katastrophen, damit die Menschheit aufwacht? Haben wir als Erdöl-Junkies überhaupt die Kraft und Motivation, irgendetwas zu verändern?
Genügsamkeit anstatt Verzicht
Was ist echter Fortschritt? Wie viele Autos pro Familie sind nötig? Wie viele Flugmeilen pro Jahr sind genug? Wie viele Kleider muss ich besitzen? Wie schaffen wir’s uns zu mässigen ohne das Gefühl zu haben, auf irgendetwas verzichten zu müssen? Wieso sollten die asiatischen Ländern heute nicht dasselbe erwerben können, was die Europäer in den letzten dreissig Jahren an materiellem Besitz angehäuft haben? Nur weil es ökologisch nicht mehr tragbar ist?
Kulturelle Vielfalt während der Globalisierung wahren
Eine mögliche Angst, die aus der Globalisierung und den Flüchtlingsströmen entstehen kann, ist diejenige vor dem Fremden. Positiv formuliert: Völker möchten ihre Kultur schützen und das Erbe der früheren Generationen bewahren. Wie schaffen wir es, während diesem Globalisierungsprozess die kulturelle Vielfalt zu erhalten, ohne diskriminierend zu sein? Wie können wir das Beste aus unseren Kulturen und aus dem bestehenden Wissen kombinieren, ohne das Gefühl zu haben, unsere Identität zu verlieren?
Spiritualität und Wissenschaft als komplementäre Bereiche
In den letzten Jahrhunderten ist die wissenschaftliche Aufklärung die wahre Antagonistin der Religion geworden und hat sie sukzessive ausgehöhlt. Das mechanistische Weltbild (Die Menschen können die materielle Welt nach Belieben formen) hat das spirituelle ersetzt. Wie kann die Menschheit die Wissenschaft und Spiritualität besser in Einklang bringen, anstatt diese als Gegnerinnen zu betrachten? Durch neue Bildungssysteme und mehr Interdisziplinarität? Durch neue Erkenntnisse, die beispielsweise aus der Quantenphysik stammen? Durch mehr Freiräume für den Geist?
Eine „gerechtere“ Verteilung des Vermögens
Was ist Lohngerechtigkeit? Was sind faire Löhne? Eine absolute Normierung und Lohngleichheit ist nicht realistisch und entspricht aller Wahrscheinlichkeit auch nicht unserem Gerechtigkeitsempfinden. Wir gehen beispielsweise davon aus, dass Menschen, die grössere Risiken eingehen auch besser bezahlt werden sollten. Wenn aber auf der Welt sechzig bis achtzig Personen die Hälfte des Weltvermögens besitzen, dann stimmen die Relationen nicht mehr und eine kritische Hinterfragung ist vonnöten. Die Erklärung, das kapitalistische System sei nicht perfekt, dafür das Bestmögliche, greift zu kurz. Eine intelligente Spezies entwickelt sich weiter und sucht nach besseren Alternativen.
Berufung anstatt Beruf
Es besteht ein Unterschied zwischen der Arbeit, die ich für die Gesellschaft leisten möchte und kann (intrinsisch motiviert) und diejenige, die ich leisten muss (extrinsisch gesteuert). Im besten Fall sind diese Bereiche überlappend. In der Schweiz kann aufgrund des exzellenten Bildungssystems alles Mögliche erlernt werden. Ob das Erlernte tatsächlich in seiner Breite umgesetzt werden kann und dann auch entschädigt wird, ist eine andere Frage. Die Wirtschaft bietet spezialisierte Stellen an, die nicht unbedingt den Interessen und Leidenschaften der Arbeitnehmer entsprechen müssen. In gewissen Branchen wird nur Bruchteil der menschlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten genutzt, die vorhanden wären. Ein ungenutztes kreatives Potential liegt brach und kann die Menschen unglücklich machen.
Digitalisierung als Chance anstatt Bedrohung
Künstliche Intelligenz, Algorithmen und neue Roboter: Werden die Menschen bald von Maschinen ersetzt? Bereits am Anfang der Industrialisierung geisterten ähnliche Ängste umher. Die Vergangenheit hat uns aufzeigt, dass sich die Menschen an neue Bedingungen flexibel anpassen können. Entscheidend ist nicht, welche Arbeit uns künftig abgenommen wird, sondern, wer die Rendite dieser neuen virtuellen und mechanischen Arbeitskräfte erhält. Konkret: Wer wird daran verdienen? Die Allgemeinheit oder nur wenige spezialisierte Firmen?
Vertrauen in den Medien stärken
Fake-News, False-Flags und alternative Fakten. Wie kann man in Demokratien vernünftig entscheiden, wenn die Faktenlage chaotisch ist? Wie können die Medienhäuser wieder Vertrauen schaffen, solange sie von Partikularinteressen der Despoten, Investoren oder Werbetreibenden geleitet werden? Die Publizisten von www.republik.ch gehen in der Schweiz andere Wege und lassen sich auch via Crowdfunding finanzieren, damit sie unabhängiger recherchieren und schreiben können. Während ich das schreibe, haben schon 11`111 Menschen „Republik“ abonniert. Weiterentwicklung setzt intelligente Entscheidungen voraus und diese gründen auf echten Informationen. Wir müssen das nicht (nur) als Skepsis gegenüber den etablierten Medien deuten, sondern können uns daran freuen, dass viele Menschen sich informieren und klug entscheiden wollen. Das ist kein Tropfen auf den heissen Stein, sondern ein wichtiger erster Schritt.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:30 Uhr, 09. MaiIch bedanke mich bei Ihnen Herr Zacchei für diese Ihre so treffende Analyse in einer Breite und Vielfalt, wir wir sie heutzutage machen müssen! Gerade wir als Kirche könnten da wichtige Impulse setzen und vorausgehen in eine genügsame, nachhaltige Postwachstumsgesellschaft. Der Glaubwürdigkeit halber sollten wir bei uns selbst und unserem Lebensstil ansetzen. Doch verträgt sich dieses Bewusstsein halt wenig mit einigen hedonistischen Milieus in unserer Gesellschaft. Deshalb habe ich Mühe mit dem lebensweltlichen Ansatz, wie er in vielen Landeskirchen propagiert wird.
Luca Zacchei
Gepostet um 08:44 Uhr, 11. MaiVielen Dank, Frau Gisler Fischer. Der Beitrag scheint eher zu polarisieren, freue mich aber auf Ihre positive Rückmeldung 😉
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 10:34 Uhr, 11. MaiZumindest aus den Kommentaren ist eine Polarisierung nicht ersichtlich. Ohne Abstriche an unserem Lebensstil zu machen wird es bei der Göttin nun einmal nicht gehen! Décroissanece ist angesagt. In Teilen der Zivilgesellschaft ist dies bereits angekommen.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 11:12 Uhr, 11. MaiKennen Sie die Postwachstumstheorie von Nico Paech? Habe erst kürzlich hier in Zürich einen interessanten Vortrag von ihm gehört. Der Hauptfluch nämlich ist, dass wir von Wachstum abhängig sind, damit der Karren so läuft, wie er läuft. Doch ist dies ein Dogma, welches hinterfragt werden kann. Insofern trägt unser real existierendes Wirtschaftssystem pseudoreligiöse Züge.
Luca Zacchei
Gepostet um 13:28 Uhr, 11. MaiVielen Dank für die Empfehlung, kannte ich noch nicht!
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 09:00 Uhr, 12. MaiAnbei der Link auf die Aufteichnung seines Vortrags, den er am 3. Mai in Zürich im Technopark bei der Firma Supercomputing Systems von Arnold Gunzinger gehalten hat. Reinzuschauen lohnt sich: https://youtu.be/8XsGEUWDkX8
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:32 Uhr, 09. MaiIch würde sogar behaupten, die Herausforderungen betreffen bereits unsere Gegenwart. Für viele Menschen v.a. im Weltsüden sind sie bereits jetzt Wirklichkeit …
Michel Müller
Gepostet um 19:25 Uhr, 10. MaiBeim Thema „Medien“ verstehe ich die Argumentation nicht. Ausgerechnet die „Republik“ versucht ja, Leserinnen und Leser zu gewinnen, indem sie das fehlende Vertrauen gegenüber den grossen Medienhäusern für sich nutzen will. Ihre Werbung setzt nachgerade auf Medienbashing, anderswo sagt man dem Lügenpresse und fake news. Und was genau soll denn an der Finanzierung der „Republik“ besser sein? Es braucht Crowdfunding, bei den grossen Zeitungen sagt man dem „Abonnenten“. Der Anteil der Werbung ist bei den grossen stark zurückgegangen, stattdessen brauchts starke Abozahlen und eine engagierte Leserschaft. Die Finanzierung durch „Investoren“ findet auch bei der Republik statt, wie bei den grossen Verlagen, und ist bis jetzt noch nicht massiv transparenter (okay: die Weltwoche läuft ausser Konkurrenz). Und 2-3 Artikel ersetzen bei weitem nicht eine Vollzeitung. Stattdessen sollten wir uns aktiv bei den Zeitungen und Medien beteiligen. Dass ausgerechnet Landeskirchenleute so auf die Republik ansprechen, ist auch deshalb ironisch, weil wir uns sonst im religiösen Bereich ja genau gegen solche Konkurrenz zu wehren haben, die nur die einfachen Milieus bedient, und nicht für alle da ist.
Luca Zacchei
Gepostet um 08:58 Uhr, 11. MaiLieber Michel, das stimmt: die Online-Zeitung muss zunächst den Beweis erbringen, ihre Arbeit besser zu machen. Und sie wird kurz- bis mittelfristig keine echte Alternative für eine Tageszeitung sein. Ich war aber überrascht, dass innerhalb von 48 Stunden in der Schweiz 10’000 Personen bereit waren, eine mediale Idee zu unterstützen, die nur auf Versprechen basiert. Latent scheint ein Bedürfnis zu bestehen, sich besser informieren zu wollen. Ob es eine Trotzreaktion nach der Trump-Wahl ist, kann ich nicht beurteilen. Vertrauen scheint als Gut wieder „en vogue“ zu sein und ich finde es gut, dass die Arbeit der Medien auch hinterfragt werden kann. Ciao Luca
Barbara Oberholzer
Gepostet um 06:12 Uhr, 11. MaiMein erster Eindruck der „Republik“ war: Hoffentlich schreiben sie dann besser als in ihrem PR-Internet-Auftritt! Ich machte mich auf die Suche nach Probeartikeln,, fand aber nichts. Fr. 240.– einbezahlen, ohne vorher zu wissen, was ich überhaupt kriege? Dafür bin ich zu nüchtern-reformiert ?
Luca Zacchei
Gepostet um 09:04 Uhr, 11. MaiLiebe Barbara, mir schien der PR-Auftritt der Republik auch ein bisschen euphorisch und eine Spur zu „übertaktet“ zu sein. Ich gehe davon aus, dass die Publizisten von der Zustimmungswelle überrascht wurden. CHF 240.- einzubezahlen, ohne vorher zu wissen, was man kriegt? Nennt man das im Jargon auch „Spende“? 😉 Ich habe das Projekt unterstützt, weil mir die Beiträge von Hr. Constantin Seibt im Tagesanzeiger gefielen. Im Moment bin ich eher neugierig zu sehen, was daraus wird. Ciao, Luca
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 15:49 Uhr, 12. MaiAuch die Theologie müsste angesichts der sich uns stellenden Herausforderungen entrümpelt und ihre Mittäterinschaft zum Markt als Fetisch und Kapitalismus als Religion einestanden werden. Oder wie es Dr. Urs Eigenmann anlässlich der gemeinsamen Tagung des Zürcher Lehrhauses und der Religiös-Sozilaistischen Vereinigung der Deutschschweiz unter dem Titel „Welche Religion fürwelche Welt?“ vom Mai 2016 als Konklusion formuliert hat: „Eine dem prophetisch-messianischen Christentum verpflichtete Kirche muss sich für Reich-Gottes-verträgliche Verhältnisse einsetzen. Ihre solidarische Wo-Identität bezeugt sie angesichts der Pax Capitalistica analog zur Art und Weise, wie sich biblische Texte gegenüber der Pax Aegyptica und der Pax Romana positioniert haben.“