Keep Quiet?
Öffentliche Kritik an Amtsträgern?
Zwei unterschiedliche Ereignisse haben in den letzten Tagen zu kirchlichen Debatten auf Facebook und in anderen Sozialen Medien geführt: Der Ausstieg der Reformierten Kirchen Bern, Jura und Solothurn bei den Reformierten Medien und der Sexismusvorwurf gegen den SEK-Ratspräsidenten Gottfried Locher.
Innerhalb der energisch geführten Debatten wurde immer wieder der Einwand erhoben, dass „so etwas“ nicht in die Öffentlichkeit gehöre und die Kirche ihre Dreckwäsche besser eine Etage tiefer in der Waschküche und nicht auf den Plattformen der Sozialen Medien waschen solle. Vor allem Pfarrpersonen zeigten sich besorgt über die Aussenwirkung der Kirche in diesen Auseinandersetzungen.
Ich gebe es zu, auch mich beschlich dieser Gedanke. Sollen wir uns wirklich selbst zerfleischen in einer Öffentlichkeit, die ihre kirchenkritische Haltung dadurch nur wieder bestätigt findet? Darf man Gottfried Locher oder den Synodalrat öffentlich kritisieren? Ja. Soll man es auch? Vielleicht. Wenn der SEK-Ratspräsident in Facebook-Kommentaren als „Arschloch“ bezeichnet oder aufgrund des Synodalratsentscheids zum Kirchenaustritt aufgerufen wird, ist das nicht mehr witzig. Und wenn der Pfarrerin vorgeworfen wird, sie habe um ihrer Selbst Willen die mediale Öffentlichkeit anstatt das klärende Vier-Augen-Gespräch gesucht, möchte man ob soviel Dummheit aufheulen. Gewiss: Die Sozialen Medien haben sich dieser Tage nicht als Ort gewaltfreier, sachdienlicher Kommunikation erwiesen.
Eine falsche Alternative
Wer aber nun – in staatsmännischer Manier – dazu aufruft, dies alles doch bitte intra muros zu diskutieren und für die Aussenwirkung die Fassade aufrecht zu erhalten, sitzt einem zweifachen Denkfehler auf: Erstens wird die (selbst-) zerstörerische Kraft solcher Debatten überschätzt und zweitens wird das reformatorische Erbe unterschätzt. Dass es von anzüglichen Sprüchen bis hin zu sexuellen Übergriffen in den Chefetagen hiesiger Unternehmen alles gibt, vermuten doch eh alle. Und dass Sexismus nicht nur in der Arbeitswelt ein Problem ist, haben viele bemerkt. Dass die in Bern – ob auf dem Bundesplatz oder am Altenberg – sowieso machen was sie wollen, ist ein Grundgefühl, das viele Menschen teilen. Kurzum: Wer es immer schon wusste, sieht sich wiedereinmal bestätigt, wer es anders sieht, wird auch ob solcher Meldungen nicht umdenken.
Reformierte Identität
Dass man aber die Mächtigen kritisieren darf, dass die Leitung der Kirche fehlbar ist und rechenschaftspflichtig bleiben muss, gehört in die reformierte DNA. Bei Zwingli bezieht sich die prophetische, also die kritische, anklagende und überführende Dimension des Priesteramts nämlich nicht nur auf die Reichen und Mächtigen dieser Welt, sondern ebenfalls auf die Verantwortungsträger der Kirche. Es gibt keinen „Character indelebilis“, also keine mit der Ordination oder Weihe verbundene endgültige Seelenprägung, welche die Pfarrperson noch irgend einen Amtsträger aus der Gemeinschaft der Gläubigen heraushebt. Zwingli kann das Priesteramt mit dem Bürgermeisteramt vergleichen: Man ist Priester und Bürgermeister auf Zeit. Und wer ungeeignet ist, wird abgesetzt. Kritik und Debatten um Orientierungsfragen sind also nicht Gift für reformierte Kirchen, sondern die Art und Weise in der reformierte Kirchen die Legitimität ihrer eigenen AmtsträgerInnen und Positionen gewährleisten.
Immer wieder ist in sentimentaler Rückblende die Rede davon, dass nicht mehr die Ämter die AmtsträgerInnen, sondern diese die Ämter tragen würden. Vielleicht stimmt das. Aber sicherlich müsste es diesen Gegensatz dann nicht mehr geben, wenn Amt und Person – gut reformiert – als ständig sich zu bewährende und darum auch fehlbare Grössen verstanden werden. Man steht dann nicht vor der Alternative loyal oder gewissenhaft zu handeln, sondern darf hoffen, durch ehrliche Kritik ein loyales Mitglied zu sein. Ob man sich so sehen kann, bleibt der eigenen Gewissenserforschung überlassen. Das ist wie in der Demokratie. Aber klar: Man bezeichnet einen Bürgermeister auch nicht als Arschloch.
Barbara Oberholzer
Gepostet um 12:19 Uhr, 30. OktoberDie sexuellen Uebergriffe katholischer Priester wurden jahrzehntelang intra muros bearbeitet – bis von Uebergriffen Betroffene selbst an die Oeffentlichkeit traten. Der Imageschaden, der dann folgte, war katastrophal. Transparenz, Reflexion und auch öffentliche Debatten sprechen für eine Kirche, nicht gegen sie. Danke, Stephan, für diesen Beitrag.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:15 Uhr, 30. OktoberJa besten Dank Herr Jütte für diesen Ihren Beitrag! Ich bin froh und dankbar einer Kirche anzugehören, wo Machtmissbrauch, Amtsanmassung wie auch Sexismus nicht unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt wird. Ein Glück wohl, ist unser „reformierte Bischof“ nicht dem Zölibat unterworfen. Denn was der für Leid verursachte und nach wie vor verursacht ist unbeschreiblich.
Tobias Frehner
Gepostet um 14:27 Uhr, 30. OktoberDass solche Diskussionen in der Öffentlichkeit ausgetragen werden sollen, ist für mich keine Frage. Sie müssen es. Wenn es sich allerdings in dieser Diskussion um den Facebook-Post von Sibylle Forrer handelt, muss ich gestehen, dass dieser bei mir einen schalen Nachgeschmack deshalb hinterliess, weil er gerade nicht transparent war. Die Debatte soll und muss öffentlich geführt werden. Dann muss aber der Fisch auf den Tisch, sonst stinkt’s. Ich konnte deshalb nur spekulieren, was genau vorgefallen war. Ob das reformatorisches Erbe ist oder nicht, ist mir egal. Aber es hilft niemandem weiter, wenn im öffentlichen Forum ein diffuses Skandalon konstruiert wird. Das weckt allein eine diffuse Wut.
michael vogt
Gepostet um 15:01 Uhr, 30. Oktoberwenn ich herrn locher so verstehen darf, dass er von einer ihrem sexualpartner zugeneigten sexualpartnerin spricht, der auch wahrnimmt, dass sie es als wohltuend empfindet, von ihm „überfallen“ zu werden, dann bin ich der meinung, dass er das auch gegenüber einer ihm in der hierarchie untergebenen pfarrerin zur sprache bringen darf, vorausgesetzt, es ist für sie eindeutig, dass er, was er vorbringt, nicht auf sie bezieht, dass es um nichts anderes geht als um einen dialog mit ihr darüber, weil ihn gerade die meinung einer frau, einer seelsorgerin mit professioneller ausbildung, interessiert, die zudem einen draht zur modernen, auch erotischen, welt hat. bei einer recht langen lektüre in medien und sozialen medien kam ich darauf, am besten von einer gesamtempfindung der beiden beteiligten personen, die sich bisher bei mir eingestellt hat, auszugehen, in der ich mich einerseits nicht verwundere, dass es zwischen ihnen zu diesem konflikt kommt, die mich aber auch zur ansicht veranlasst, dass es auf beiden seiten gar nicht so viel an veränderung braucht, bis ein solcher dialog möglich wird.
michael vogt
Gepostet um 15:32 Uhr, 30. Oktoberüber sie „herfallen“, heisst es genauer. ob links angeführt werden sollen, sehe ich als entscheidung der redaktion, auch betreffend des themas refbejuso/reformierte medien. der meinung des synodalrats, „dass die (im magazin „bref“ behandelten) Themen nur wenig dazu beitragen, aktuelle Informationen und aktuelles Hintergrundwissen über Theologie und Religion und die damit zusammenhängenden gesellschaftlichen und kulturellen Fragen sowie über die einzelnen Mitgliedkirchen zu vermitteln“, stimme ich zu – bei allen qualitäten, die „bref“ sonst hat. zu bemerken ist auch, dass der synodalrat sich für die weiterführung der unterstützung anderer aufgaben der reformierten medien ausspricht, einer logik, der ich auch folge.
michael vogt
Gepostet um 15:34 Uhr, 30. Oktobereine logik, muss es heissen
michael vogt
Gepostet um 03:37 Uhr, 31. Oktobersehe im übrigen ein, dass ich es nach meiner rückkehr von meinen erkundungen unterlassen habe, auch genauer zur hier gestellten frage zurückzukehren
michael vogt
Gepostet um 22:07 Uhr, 31. Oktoberhier haben wir nun den beweis, dass auch frauen über männer herfallen
https://www.srf.ch/sendungen/sternstunde-kunst/ursula-der-fernsehskandal > 3.10-3:28
ja, ich weiss schon, Sie werden sagen, das drehbuch ist zwar von einer frau, aber der regisseur sehr selbstkreativ, und überhaupt. . .
😉 😉 😉
Lucius Kratzert
Gepostet um 15:33 Uhr, 30. OktoberLieber Stephan,
aus meiner deutschen Aussensicht verwundert mich der ganze Vorgang um die Kollegin Maurer und den Kollegen Locher doch sehr. Damit meine ich, dass ich durchaus nicht verstehen kann, wie die auf facebook ausgefochtene Debatte sich vollzieht, auch unter Deiner Mitwirkung.
Lass es mich von der Aussenperspektive heraus einmal so sagen: Ich habe als Grundtenor der Kritik durchaus nicht gehört, man dürfe seinen Kirchenratspräsidenten, Dekan oder Bischof nicht kritisieren. Mir sind vielmehr die vielen pauschalen Aburteilungen dieses Menschen aufgefallen.
Versteh mich nicht falsch: Du kennst die handelnden Akteure, ich nicht. Aber eben weil ich sie nicht kenne, kenne ich nur die sehr kurzen Statements über diesen Vorfall, die im Netz kursieren. und weil ich die handelnden Personen nicht kenne, muss ich sagen: es reicht mir nicht, um mir auch nur ein einigermaßen ausgewogenes Bild der Situation zu verschaffen. Geschweige denn, ein Urteil zu fällen.
Ist Herr Locher ein „Arschloch“ oder ein „Sexist“? Ich kann es Dir nicht sagen. Aber wer es sagen kann, der möge es sagen. Ihm – im Gespräch. Nicht auf facebook.
Ja, wir sind allesamt, dafür verantwortlich, dass es in allen Hierarchien möglich ist, als Untergeordnete/r der/dem Vorgesetzten die Meinung zu sagen. Da ist die Pfarrperson im Schul- oder Konf-Unterricht genauso gefragt wie Kirchenleitungen und Wirtschaftsbosse. Wo das nicht möglich ist, muss ein Mentalitäts- und Verhaltenswandel geschehen.
Aber, auch wenn Du Facebook-Debatten als solch zerstörerischen Kräfte nicht zu bewerten scheinst, ich meine, wir haben in den letzten Monaten ihre zerstörerische Kraft in Deutschland durchaus erlebt und die aktuelle Besetzung unseres Bundestages ist eine ihrer Folgen. Darum, gerade wir als Christen, gerade wir als Kirche könnten durchaus damit beginnen, in diesen Debatten in einem menschenfreundlichen Stil zu diskutieren. In dem darf man gerne auch seine Vorgesetzten kritisieren. Aber sachlich, und nicht pauschal als Männer, als Arschlöcher, als LGBTB, als Frauen, die noch keine Geburtswehen erlitten haben, und was ich noch für unsachlichen Quatsch dort zu lesen bekomme.
Wir haben doch in Basel an der Uni eine große Sachlichkeit gelernt, ein kritisches Vermögen im Unterscheiden der Feinheiten einer Diskussion. Und Du hast oft genug auch in diesem Blog bewiesen, dass Du diese Unterscheidungsfähigkeit anzuwenden weißt. Darum bitte ich Dich, Dich auch in dieser Causa, gerade weil die Sache so wichtig ist, immer wieder auf die Seite der Sachlichkeit zu stellen. Und wenn Du über diesen Fall mehr weißt, es es von außen wissbar ist, dann sollte es auch von Dir benannt werden.
Herzliche Grüsse,
Lucius
Stephan Jütte
Gepostet um 18:53 Uhr, 30. OktoberLieber Lucius,
ich bin offen gesagt verwundert über deine Einschätzung. Wie kommst du dazu, dass ich Facebook-Debatten nicht kritisiere? Darauf zielt doch mein ganzer Schluss ab: Nicht weil er in geistlichem Amt und in geistlichen Würden ist, darf man ihn nicht Arschloch nennen, sondern weil sich das auch gegenüber weltlichen Ämtern und normalen Personen nicht gehört. Ich habe öfters, v.a. auf Sibylle Forrers Wall gelesen, dass solche Dinge nicht ffentlich besprochen gehören. Es wurde von der Facebookdiskussion in den Privatmodus gewechselt, etc. Und immer ging es dabei um das Ansehen der Institution. Ich finde dieses Anliegen wichtig und wollte bloss sagen, dass ich dieses nicht dadurch gefährdet sehe, dass wir Amtsträger kritisieren, sondern dadurch, dass wir schweigen oder sie unflätig angreifen. Gegen beides richte ich mich.
Ich habe Gottfried Locher ursprünglich im Zusammenhang der Frage, die mir die ref.ch-Redaktion stellte, ob die Kirche sich in die metoo-Debatte einbringen könne, namentlich kritisiert. Im selben Artikel hat Carla Maurer – nicht namentlich und ohne dass wir voneinander wussten – ihre metoo-Geschichte erzählt. Beides hat ref.ch ohne Nennung des Namens veröffentlicht. Es war dann ein Journalist – Jonas Schmid – der daraf hin recherchiert hat. Ich habe dazu gesagt: „Auf wen sich Frau Maurer bezieht kann ich Ihnen nicht sagen und ich weiss es auch nicht. Meine Kritik bezog sich und bezieht sich auf Herrn Lochers Männerbild, das ich problematisch finde. Ich denke nicht, dass wir als reformierte Kirche unter diesem Vorzeichen die Glaubwürdigkeit haben uns als Institution einzubringen. Das müssen einzelne tun und das tun sie ja auch.“
Ich hoffe dir damit weiter zu helfen. Herzlich!
Stephan
Stephan Jütte
Gepostet um 18:58 Uhr, 30. OktoberOu… und was im Eifer des Gefechts (…) ganz vergessen habe: Ich freue mich sehr über deinen pointierten Kommentar. Und ja, das sind auch gute Erinnerungen an die Basler-Zeit.
Stephanie Siegrist
Gepostet um 12:26 Uhr, 31. OktoberSehr geehrter Herr Kratzert, Ihre Nachricht zeugt von einem Problem mit dem heutige Medien allgemein konfrontiert sind, ein Phänomen das auf allen Seiten momentan wieder Hochkonjunktur hat – das Schwarz-Weiss-Denken oder Pauschalisieren, wie Sie es nennen. Es kann insb. beim Thema Sexismus nie um Männer vs. Frauen oder Frauen vs. Männer gehen. So wenig wie Männer per se schlecht sind, so wenig sind Frauen per se gut. Vielmehr geht es um eine Haltungsfrage, die Menschen geschlechterübergreifend eint oder trennt. Abgesehen von einer Kritik an Verhaltensweisen, die Herrn Locher in diesem spezifischen Fall persönlich betreffen, geht es um die Kritik eines von ihm vermittelten Menschenbildes, das Frauen und Männer entwürdigt und gefährdet. Und das aufgrund seiner herausragenden Funktion innerhalb und ausserhalb der Kirche Gewicht hat und deshalb auch diskutiert gehört, zumal der Kirche zugehörige Personen mit seinen Aussagen unfreiwillig assoziiert werden. So wie er aufgrund seiner Funktion in den Leitmedien und Büchern sein Geschlechterbild kundtun kann, so erfolgt eine andere Sicht auf die Dinge in anderen medialen Kanälen – z.B. auf Facebook, da sich nicht alle Personen in den grossen Blättern zu Wort melden können, wie er; eine Demokratisierung des Diskurses sozusagen. Dass dieser anständig geführt werden muss, versteht sich. Zu Ihrem Anliegen, dass die Involvierten ein persönliches Gespräch mit ihm führen sollen: Hier geht es um ein hierarchisches Verhältnis, in dem alle Involvierten diversen Risiken ausgesetzt sind. Dieser Wunsch scheint mir deshalb davon zu zeugen, dass unklar ist, welche Mechanismen bei (sexuellen) Belästigungen, Mobbing usw. wirken. Deshalb wäre es wohl wünschenswert, wenn die Kirche diesen Fall konstruktiv nützen würde, um ihr Personal zu sensibilisieren und nötige Massnahmen einzuleiten, wo sie gegenwärtig noch fehlen oder schlecht/nicht bekannt sind (gibt es eine zuständige Stelle für solche Fälle und ist diese unabhängig genug? Bestehen Informationsmaterialien und Weiterbildungsmöglichkeiten zu diesem Thema? Wie werden Opfer begleitet und wie mit möglichen TäterInnen verfahren? Usw.). Beste Grüsse, StS
Anonymous
Gepostet um 21:30 Uhr, 31. OktoberLiebe Stephanie Siegrist, Ich kann nicht anders, das muss ich mir auf der Zunger zergehen lassen «Deshalb wäre es wohl wünschenswert, wenn die Kirche diesen Fall konstruktiv nützen würde, um ihr Personal zu sensibilisieren und nötige Massnahmen einzuleiten, wo sie gegenwärtig noch fehlen oder schlecht/nicht bekannt sind (gibt es eine zuständige Stelle für solche Fälle und ist diese unabhängig genug? Bestehen Informationsmaterialien und Weiterbildungsmöglichkeiten zu diesem Thema? Wie werden Opfer begleitet und wie mit möglichen TäterInnen verfahren? Usw.)» Ein interessantes Arbeitsfeld könnte sich hier einer «angehenden Juristin», die als studierte Historikerin kein Brot fand, und die weder 300 Diensttage als Durchdiener leisten, noch eine Familie gründen und auch nicht ins Ausland will, eröffnen. Im Kanton Zürich fusionieren wir gerade Kirchgemeinden und reduzieren Pfarrstellen, damit hochfifferenzierte Seelen wie Stephanie Siegrist eine Krisensichere kirchliche Beratungsexistenz aufbauen können. (Ironie off).
Ich meine der Fall gehört in einem Seminar für praktische Theologie (ich vertraue darauf, dass die LehrstuhlinhaberInnen solches könnten) erörtert. Aber Gnade uns die Lebendige, wenn Pfarrpersonen, die das Lernvikariat überstanden haben, solche Maurerschen und Forrerschen Müsterchen abliefern und der auf der Berliner Humboldt-Universität eingeflogene Hoch- und Mittelschultheloge (Herr Jütte das ist nichts Persönliches, aber einfach die Personalpolitik des Kirchenrates) als Cheerboy dazu am diskursiven Beckenrand Beifall klatscht. .
Stephanie Siegrist
Gepostet um 00:20 Uhr, 04. NovemberLieber anonym gebliebener Mitdiskutierender hinter dem sich wohl Herrn Giorgio Girardet verbirgt: Wenn Sie mich haltlos beleidigen wollen, dann tun Sie es doch wenigstens mit offenem Visier. Bester Gruss, StS
Reinhard Rolla
Gepostet um 14:38 Uhr, 01. NovemberIch teile die sehr gut formulierte Sicht von Stephanie Siegrist voll und ganz. Was die teils grassierende U n f l ä t i g k e i t angeht, würde ich mir wünschen, dass bestimmte beleidigende und aus der Kloake stammende Wörter („Arschloch“, „Idiot“…) von den Plattform- und Blogbetreibenden fernmarkiert werden und ein Absenden des entsprechenden Text verunmöglichen. Ich denke mir, dass so eine „Zensur“ machbar wäre.
zhrefch
Gepostet um 12:48 Uhr, 02. NovemberLiebe Stephanie – ja – es gibt eine Fachstelle, die sich diesen Problemen annimmt, sie wird von Sabine Scheuter geleitet. Es steht auch verschiedenes Infomaterial zur Verfügung und gerade im Moment sind Bestrebungen im Gange, die Arbeit in diesem Bereich auszuweiten und für die Öffentlichkeit transparenter zu machen. Deshalb gibt es im Moment keine Kurse – aber eine Empfehlung wo solche gefunden werden können. Alle Infos, Broschüren, Links und Merkblätter findet man auf dieser Seite:
https://www.zhref.ch/intern/grenzverletzungen
Die Kontaktdaten der zuständigen Person:
Sabine Scheuter, Tel. 044 258 92 30, sabine.scheuter@zh.ref.ch
(Barbara Roth)
Giorgio Girardet
Gepostet um 18:35 Uhr, 31. OktoberLieber Herr Kratzert, für die «als Frauen, die noch keine Geburtswehen erlitten haben, und was ich noch für unsachlichen Quatsch dort zu lesen bekomme» bin wohl ich verantwortlich. Und dies ist dem Umfeld von fb geschuldet, wo man, wenn eine derartig unglückselige Geschichte sich anbahnt, am besten so mit dem Zweihänder in die Eiterblase geschlagen wird, dass es Effekte zeitigt. Der etwas verunglückte Blogeintrag von Stephan Jütte hier mag ein solcher Effekt sein. Hier mögen sich nun die Kirchen-KommunikatorInnen mit ihren diskursiven Seziermessern, die sie in langen Aufenthalten in unseren Unversitäten fein geschliffen haben über die Sache beugen. Allein die beiden ersten Damen, die hier kommentiert haben, zeigen mir, dass «Sauhundgeschichten» selten mit dem Seziermesser behandelt werden. Zwischen der angeblich unglücklichen Bemerkung, die wie Carla Maurer einräumt unter der Schwelle des justiziablen liegt, in einem Gespräch ohne Zeugen unter Kollegen und justiziablen, hoch-tragischen Tatbeständen in der katholischen Kirche besteht nun ein sehr weites Feld. Solches kann man in der Akademie aufdröseln, erkunden. Die sozialen Medien kennen leider nur die Dichotomie Superstar/Arschloch. Und hier tragen ordinierte Pfarrpersonen, die sochles ihrer Claque in Posts zur Skandalisierung anbieten eine Verantwortung.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 16:53 Uhr, 03. NovemberIch bin eine der „beiden ersten Damen, die hier kommentiert haben“ und ich stehe auch als „ordinierte Pfarrperson“ nach wie vor zu meinem Post. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich Amtsanmassung, Machtmissbrauch und Sexismus innrhalb der röm.-kath. Kirche am eigenen Leib erlebt. Ein krudes Menschen-, männerrbild gepaart mit einem Machtgefälle unter den Beteiligten generiert hüben wie drüben Vorfälle wie die von den Kolleginnen Maurer und Forrer geschilderten. Davor schützt offenbar auch das Reformiertsein nicht!
Giorgio Girardet
Gepostet um 17:32 Uhr, 03. NovemberLIebe VDM Gisler Fischer. Könnte es sich um eine «anthropologische Konstante» halten? Ich frage. Vielleicht wollte der oberste Reformierte etwas inder Preislage äussern und die Botschaft wurde am anderen Tischende anders rezipiert? Und war die Hoffnung, der Konfessionswechsel würde die «condition feminine» verändern, möglicherweise falsch? Es ist richtig, dass ich Machtmissbrauch und Anmassung in katholischen Hierarchien nicht auf der eigenen Haut erlebt habe – schon gar nicht in der besonders exponierten weiblichen Gender-Rolle. Andererseits, durfte ich auch Erfahrungen sammeln. Glauben Sie mir, eine Selbsthilfegruppe für Mànner und Eltern, die mit den persönlichen, existenziellen und gesellschaftlichen Folgen von juristisch unhaltbaren MIssbrauchsvorwürfen (kyrie eleison!) fertig werden müssen ist auch kein Garten Eden.. Darum erwarte ich von ordinierten Pfarrpersonen, die am durchaus wenig optimistischen biblischen Menschenbild geschult wurden, an drei toten Sprachen und 5000 Jahren Menschheitsgeschichte, die Fähigkeit aus dem Geschwätz und Lärm ihrer Epoche etwas herauszutreten und den persönlichen Rucksack nicht zum Richtmass aller Dinge zu machen. Im Angesicht dessen, was das Gleichnis vom barmherzigen Samariter uns im Hier und Jetzt zu leisten auftragen würde, erscheint mir die Causa Maurer wenig geeignet für #metoo. Zumal im derzeitigen Skandalisierungsumfeld der Klick-Pöbel sehr schnell auch dem höchsten Reformierten den berühmten Mühlstein an den Hals hängt und ihn flugs dort versenkt, wo das Meer am tiefsten ist.
Esther Gisler Fsicher
Gepostet um 12:50 Uhr, 09. NovemberWir reden wieder zusammen, wenn Sie etwas Substanzielleres bieten können!
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 16:53 Uhr, 03. NovemberPS: Schöne Grüsse nach Bubikon.
Esther Gisler Fsicher
Gepostet um 12:49 Uhr, 09. NovemberDer Name ist Programm!
Anonymous
Gepostet um 09:57 Uhr, 31. OktoberAkteure sind zwei mindestens medial bekannte Persönlichkeiten an denen sich die komplexe Debatte reduziert aufziehen lässt. Sonst wäre sie womöglich nicht entstanden, nicht hier, im diesseits, im kirchlichen Kontext, mit so einer Kommunikationsdichte.
Der Fall GL lässt tief blicken, von welchem Menschenbild die Kirche ausgeht, was akzeptiert wird. Das ist erschreckend und beängstigend. Im kirchlichen Kontext gibt es aber sehr viele Menschen, die nicht wie Pfarrerin Carla Maurer, sich zu wehren oder artikulieren wissen, , die dieses Rechtsverständnis nicht haben, kurz: die in deutlich schwächerer Position sind.
Es geht vielmehr um den Umgang mit Unterlegenen, die die Kirche, wie sonst keine Organisation, um sich schart.
Schönen Reformationstag allerseits.
Giorgio Girardet
Gepostet um 12:42 Uhr, 31. OktoberStephan Jütte mischt hier fröhlich Äpfel und Birnen. Beim unseligen Entscheid der Berner Synode hat sich die Sache coram populo im Lichte der Öffentlichkeit vollzogen und es ist mehr als legitim diesen unglücklichen Entscheid in Zweifel zu ziehen.
Der Fall Carla Maurer ist ein gänzlich anderer. Indem hier erst verklausuliert in der internen Presse und dann in Lokalzeitungen und auf facebook angefacht durch Sibylle Forrer eine unselige mediale «Sauhund-Geschichte» am Vorabend des Starts des Reformationsjubiläums ins Rollen gebracht werden sollte. Wie meine Töchter es nicht mögen, wenn ich mich mit meiner Gattin streite, so mag ich es nicht als schlichtes Kirchenmitglied wenn ordinierte, hochgebildete Pfarrpersonen auf diese Weise in der Öffentlichkeit aufeinander los gehen.
Mit Gottfried Locher führte ich zu seiner Amtseinsetzung ein einstündiges Gespräch. für die Basler Zeitung, das dann doch nicht gedruckt wurde (Liebe Geiferer, das war BEVOR Markus Somm dort Chef-Redaktor wurde). Er sagte mir damals, er denke bei seinem Job oft an den damaligen Vorsteher des VBS, Bundesrat Ueli Maurer. In der Tat, einem Laden vorzustehen, der am Vergreisen, Wegsterben und Verarmen ist, ist dasselbe, wie einer Armee vorstehen zu müssen, die das Vaterland verteidigen soll, aus der sich der Jüngling – sobald man mit Steuergeldern «kriegstauglich» gemacht wurde – per downloadbarem Formular wieder in den Zivildienst verabschieden kann. Und dies unter dem Applaus der veröffentlichten Meinung, wie man sich heute auch den Kirchenaustritt wie einen Orden an die Brust heftet.
Was Carla Maurer kolportiert ist eine Aussage, die mir das erste Mal im reformierten Religionsunterricht bei Pfarrer Harro Peter in Baden/Wettingen bei der Lektüre von Erich Fromms Buch «Die Kunst der Liebe» begegnete. Das von Fromm erwähnte Faktum,. die männliche Form der Liebe sei aggressiv, fordernd, die weibliche «empfangend». So what!! Nach 30 Jahren Gender-Geschwätz und Sprüche von «Penetration ist Vergewaltigung» gibt es aus dem feministischen Lesegrüppchen hervorgegangene Empfindensweisen, die, wie ich feststellen muss, auch von vielen männlichen «Feministen» geteilt werden. Dies zeigt sich auch hier. Im derzeitigen allgemeinen Wut-Umfeld kann ich darum auf ordinierte Pfarrpersonen verzichten, die am Vorabend des Reforamtionsjubiläums irgendwelchen Fliegendreck dem Wut-Pöbel in den sozialen Medien zum Frass geben, der schlagartig in lächerliche Rücktrittsforderungen mündet und dazu führen kann, dass sich Femen-Aktivistinnen entblöden bei Lochers nächstem Auftritt ihre Brust zu entblössen. Der Feminismus mag eine hübsche Gesinnung sein, nun, da er Mainstream ist und jeder und jede sich darin überbieten will, steht er auch in einer Verantwortung. Darum bin ich sehr froh um die deutsche Aussensicht auf diesen unseligen Fliegendreck. Würden sich Spermaspuren von Godi Locher auf Carla Maurers Talar finden lassen … Aber selbst dann gab es eine Hillary Clinton, die meinte … «He is my Präsident». Und dass sie es nicht geworden ist, das hängt mit den Wut-Reaktionen zusammen, die hypertrophierte feministische Nonsense-Thesen irgendwann auslösen.
Corinne Duc
Gepostet um 16:16 Uhr, 31. Oktoberes ist genau solches selbstherrliches Gehabe, das die Leute dazu treibt, ihre Mitgliedschaft zur Landeskirche aufzukündigen. Nicht der Wille zu Offenheit und Transparenz.
Stephan Jütte
Gepostet um 17:15 Uhr, 31. OktoberIch wünsche Ihnen viel Kraft mit dieser bösen Welt klar zu kommen.
Giorgio Girardet
Gepostet um 18:51 Uhr, 31. OktoberLieber Jütte, dank der Fb-Freundschaft zu Ihnen wird mir diese Zuwachsen. Und nun weiss ich auch mit wem ich es zu tun habe: überschichtende theologische Einwanderung mit Berliner Schnauze, die nie einen WK in der Schweizer Armee geleistet hat, aber nun hier als praeceptor Helvetiae fungiert. Ich hoffe Sie sind so viel Berliner und Humboldtianer, dass Sie mit diesem Statement einer reformierten Schreibnutte klarkommen.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 17:01 Uhr, 03. NovemberStop, stop, stop: Herr Jütte hat zwar an der Uni Berlin studiert, wie übrigens auch in Basel. Er ist Schweizer (von wegen Berliber Schnauze!) und hat an der Universität Bern dissertiert. Überzeugen SIe sich selbst Herr Girardet: https://ch.linkedin.com/in/stephan-j%C3%BCtte-64481295
Ihnen als ausgewiesenem Journalisten hätte ich mehr Kompetenz in der Recherche zugetraut.
Corinne Duc
Gepostet um 19:39 Uhr, 31. OktoberAuch ich wünsche diesem Menschen viel Kraft und hoffe, dass er seinen Hass überwinden möge. Aber ich finde dieses Niveau nun definitiv allzu unwürdig und beantrage, dass solche unsachlichen und herabsetzenden Beiträge gelöscht werden.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 11:38 Uhr, 08. DezemberDer oberste Reformierte hat seine hanebüchene Aussage gegenüberder AZ sogar nochmals wiederholt:
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/oberster-reformierter-gottfried-locher-mit-sexismus-vorwuerfen-konfrontiert-131849388
Wer drängt ihn endlich aus dem Spiel?