#metoo goes #churchtoo oder Schweizer Reformierte: Habt Acht!
Die #metoo-Debatte hat die Kirchen erreicht, zumindest in den USA. Unter dem Hashtag #churchtoo erzählen Frauen von Übergriffen in ihren Gemeinden, wie sie solche durch Mitarbeiter und Pfarrer erlebt hatten. Ins Leben gerufen haben ihn die beiden amerikanischen Autorinnen Emily Joy und Hannah Pasch, welche ihre Erlebnisse darin kundtaten und so anderen Betroffenen die Möglichkeit gaben, dies ebenfalls zu tun.
Unter dem Hashtag berichten Betroffene nicht nur von den Übergriffen selbst, sondern oft auch über das, was gemeinhin als „victim blaming“ bekannt ist, also die an das eigentliche Opfer gerichtete Beschuldigung, sie oder er sei an den Übergriffen selbst schuld oder zumindest mitverantwortlich.
Momentan beziehen sich die Beiträge hauptsächlich auf evangelikale Kirchen in den USA; die Probleme und dahinter liegenden Strukturen, welche Übergriffe begünstigen jedoch betreffen alle christlichen Kirchen. Auch unsere hier in der Schweiz!
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „bref“ wird dazu der kirchliche Männerfachmann, -forscher und Coach Pfr. Andreas Borter interviewt. Er bemängelt, dass Sexualität und Eros in den Kirchen wenig bis nie zur Sprache kommen und kirchliche Männerarbeit ein Nischendasein fristet. Ja, dass die dafür zuständigen Stellen, wo sie überhaupt mal existiert hätten, inzwischen gestrichen worden seien. Vieles, was im Bereich von Nähe und Distanz und im Rahmen von Abhängigkeits- und Machtverhältnissen an Ungutem passiere, werde entweder ausgesessen oder dann unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt. „Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig Sensibilität in der Kirche für Macht und Sexualität besteht.“ wird er da zitiert.
In derselben Ausgabe ist die Reaktion von Pfr. Dr. Daniel Frei zu lesen, des Leiters des Pfarramts für weltweite Kirche und Präsident der Kontinentalversammlung Europa von Mission 21. Er stellt darin in Frage, dass der Schweizerische Evangelische Kirchenbund ein geistliches Führungsamt brauche, wie es in der Verfassungsänderung angedacht ist. Der Ratspräsident der neu benannten „Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz“ soll dieses Amt innehaben. „Wer braucht dieses Amt?“ fragt er rhetorisch. Es wird wohl der aktuelle sein. Frei erzählt von seinen Erfahrungen in Lateinamerika, wo er die Inhaber solcher Ämter in deren Ausübung als unheilvoll und machistisch erlebt hat.
Auch ich frage mich: Was bedeutet es, wenn auf der Ebene des Kirchenbundes eine Struktur geschaffen wird, welche Hierarchien aufbaut und somit neue Machtverhältnisse schafft? Es entspricht keineswegs reformatorischer Theologie „Heilige Ordnungen“ wieder herzustellen, wie sie etwa die röm.-kath. Kirche kennt. Zumal momentan ein Mann an der Spitze des SEK steht, dessen Frauen- wie Männerbild fragwürdig ist. Denn Machtfülle, auch gerade geistlich-theologische, kann missbraucht werden.
Drum: Habt Acht Ihr Schweizer Reformierten! Gebt eure synodalen und demokratischen Strukturen keinesfalls preis, welche Männer wie Frauen auf Augenhöhe teilhaben lassen an der theologischen Definitonsmacht und inhaltlichen Gestaltung kirchlichen Lebens. Denn nur so kann das Ausleben toxischer Männlichkeit verhindert werden!
Beiträge auf Twitter zu #churchtoo Artikel in der Aargauerzeitung zu den Sexismusvorwürfen gegen Gottfried Locher Zum bref (Einzelausgabe kaufen oder bref abonnieren, Artikel kann nicht online gelesen werden)Links zum Thema:
https://twitter.com/hashtag/churchtoo?lang=de
https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/oberster-reformierter-gottfried-locher-mit-sexismus…
http://brefmagazin.ch/#item-0
Andreas Losch
Gepostet um 06:33 Uhr, 30. DezemberWarum geht es eigentlich immer nur um Frauen? Es können doch auch Männer und Knaben betroffen sein, siehe Domspatzen. Vielleicht steht die Emanzipation hier ja noch aus.
Und vielleicht ist es auch ein Problem, dass Kirche immer „alles unter einen Hut“ bekommen würde. Wie wäre es z.B. mal mit Gottesdiensten nur für Erwachsene? Oder kommt dann zu viel… ans Licht?
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 11:50 Uhr, 30. DezemberJe grösser das Machtgefälle und je unantastbarer die „in Amt & Würden“ sind, desto grösser ist die Gefahr von Amtsanmassungen und Missbräuchen. Und da hat die röm.-kath. Kirche mit ihrem nach wie vor fast magisch anmutendem Verständnis des Priestertums und ihrer Sexualfeindlichkeit die NAse vorn. Der Skandal um die Regensburger Domspatzen geht auf das Konto dieses Systems. Ich habe jedoch über Missbräuche im protestantischen Umfeld geschrieben. Wovor ich warne ist, dass eine Klerikalisirung der Strukturen unserer Reformierten Kirchen solchen Machenschaften Tür und Tor öffnen werden.
Es ist Ihnen unbenommen selbst einen Artikel zu verfassen, in dem Sie über Übergriffe auf Männer un Knaben berichten.
Aus Ihrem letzten Satz werde ich leider nicht schlau …
Andreas Losch
Gepostet um 13:27 Uhr, 30. DezemberNaja, weil man unter Erwachsenen über Dinge reden kann, die bei Kindern bewusst noch keine Rolle spielen sollen.
michael vogt
Gepostet um 17:10 Uhr, 30. Dezemberja, wie wäre es mit einer theologie für erwachsene menschen? der gottesdienst für erwachsene ist wohl das internet, zb dieser blog, wofür denen, die ihn betreiben, an dieser stelle des jahres freundlich gedankt sei.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 21:39 Uhr, 30. DezemberAuch diese Ihre Antwort erscheint mir in fiesem Zusammenhang mehr als kryptisch.
michael vogt
Gepostet um 17:06 Uhr, 30. Dezemberschlau bin ich aus dem votum geworden, weil ich es nicht direkt auf Ihren beitrag, sondern auf das gesamte bezogen habe. „gut geschrieben“, sagte ich mir während des lesens, und dem acht haben auf demokratische strukturen, stimme ich zu. schaue ich andererseits mir dem mikroskop in mich hinein, was beim lesen Ihres letzten satzes mit mir geschehem ist, sehe ich zwar keine verletzten vor mir und keine todesanzeigen in der zeitung, aber ein auto, das mit einem verkehrspfosten kollidiert ist. auch das nicht auf Sie gemünzt, sondern allgemein: es gibt auch toxische weiblichkeit. sollten frauen vermehrt in höhere ämter gelangen, könnte uns das in zukunft vermehrt beschäftigen. vielleicht liesse sich ja vorbeugen. vielleicht indem wir weiter zurückfragen: andreas borter nennt im sehr lesenswerten interview mit dem magazin „bref“ das verhältnis zu den frauen „entspannt“. schon dass er direkt mit ihnen kontakt aufgenommen habe, habe nicht den gepflogenheiten der zeit entsprochen. andererseits perpetuierte er ein verständnis des ursprungs des gesamten, das dem dogma über ihn selbst vorschub leistet, dass ein vater einen sohn zeugt ohne frau, was wiederum erscheinungsformen von erotik und sexualität begünstigt ohne frage nach der frau. zufällig bin ich mal auf ein video gestossen, in dem gottfried locher die synodalen zum wohlwollen gegenüber denen, die alleinverantwortung tragen, auffordert. die diskussion zum unser vater, die franzikus initiiert hat, hat mich an die diskussionen erinnert, die unser präsident schon angerissen hat. dabei habe ich mir gedacht – und das ist eben nicht böse gemeint, sondern solidarisch innerhalb von traditionen komplexer problematiken – : „der bischof werden wollte, wird am ende noch papst.“
michael vogt
Gepostet um 17:33 Uhr, 30. Dezemberandreas borter nennt im sehr lesenswerten interview mit dem magazin „bref“ das verhältnis von jesus zu den frauen „entspannt“ – muss es natürlich heissen
Andreas Losch
Gepostet um 03:58 Uhr, 31. DezemberWas hatten Sie denn erst geschrieben? Freud is manchmal sehr hilfreich…
michael vogt
Gepostet um 22:57 Uhr, 31. Dezember@andreas losch: jesus vergessen (wie man im text sieht) – ja, ich deute jeden verschreiber – habe aufgrund eines verschreibers 1985 meine zulassungsarbeit zum staatsexamen überarbeitet – fehlleistungen sind interessanter als leistungen
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 21:22 Uhr, 30. DezemberMacht kann korrumpieten; -auch Frauen:: Da gebe icj Ihnen Recht.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:06 Uhr, 31. DezemberVon meinem I-Phone aus dem Bus gesendet; -deshalb die Schreibfehler …
michael vogt
Gepostet um 22:59 Uhr, 31. Dezember🙂
Urs Meier
Gepostet um 07:34 Uhr, 30. DezemberVon dem Thema handelte auch mein Weihnachtsartikel im Journal 21: https://www.journal21.ch/metoo-und-die-krippe-zu-bethlehem
Reinhard Rolla
Gepostet um 07:55 Uhr, 30. DezemberIch habe schon lange das dumpfe Gefühl, nicht wenige reformierte „Würdenträger“ würden gerne wieder „Würde sichtbarer (zur Schau) tragen“. Als sich Herr Locher vorzeiten „reformierte Bischöfe“ wünschte, klingelten bei mir die Alarmglocken und irgendwie sah ich ihn schon als „Erzbischof mit Stab und Mitra“. Andrerseits habe ich auch grösste Mühe mit der fortschreitenden Evangelikalisierung (sic!) in reformierten Gemeinden, hinter der ich – ähnlich wie Esther Gisler – eher ein Macht- und Erfolgsstreben vermute. Könnte es sein, dass in diesem Bereich vor allem Vertreter des männlichen Geschlechtes gewisse Macht-Phantasien ausleben?
Barbara Oberholzer
Gepostet um 13:07 Uhr, 30. DezemberUnd viele Frauen – nicht Esther Gisler! – schauen zu oder weg, fördern männliche Macht, wenn sie davon ein paar Brosamen abbekommen, oder leiden unter dem Stockholm-Syndrom. Es wäre vieles nicht möglich ohne uns. Das ist schlimm!
michael vogt
Gepostet um 18:13 Uhr, 30. Dezember1989 sagte ich mal zu dorothee sölle: „wir leben in einem patriarchat bei latentem matriarchat.“ sie lachte.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 21:24 Uhr, 30. DezemberRa war wohl ein sardonisches Lachen, werter Herr Vogt!
michael vogt
Gepostet um 01:55 Uhr, 31. Dezembereher ein lachen der genugtuung
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 21:15 Uhr, 30. DezemberJa liebe Barbara, das nennt sich Mittäterinschaft. Doch die Täter sind bei der Göttin halt immer oft noch Männer! W
QED.
Barbara Oberholzer
Gepostet um 08:25 Uhr, 31. DezemberBei solchen Themen gibt es keine einfachen Antworten. QED gehört für mich in Asterix-Comics.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 11:23 Uhr, 31. Dezember‚Quod erat demonstrandum‘ gehört wohl eher in die Naturwissenschaften, als in irgendwelche Comics!
Barbara Oberholzer
Gepostet um 12:46 Uhr, 31. DezemberUnd was genau hast du mit QED nun naturwissenschaftlich bewiesen? Auf mich wirkts eher so, wie wenn damit eine Diskussion abgeklemmt werden sollte ….
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 13:09 Uhr, 31. DezemberIch wollte damit nur auf den Fakt hinweisen, dass es halt nach wie vor mehrheitlich Männer sind, welche sich aus Machtpositionen heraus übergriffig verhalten.
Barbara Oberholzer
Gepostet um 09:45 Uhr, 02. Januar@Esther Gisler: In Bezug auf sexuelle Übergriffe gebe ich dir natürlich Recht. Sich aus der Machtposition heraus übergriffig zu verhalten, das ist kein vorwiegend männliches Problem. Nur die Methoden können anders sein.
Barbara Oberholzer
Gepostet um 09:47 Uhr, 02. JanuarDa fehlt oben irgendwo noch ein „aber“. Nach „sich“.
Imke Haschenburger
Gepostet um 20:53 Uhr, 05. JanuarBrosamen? Interessanter Punkt. Sind nicht gerade die, die Brosamen – in Talern und als Aufmerksamkeit – besonders nötig haben, eine interessante Zielgruppe. Für Unterstützung aber auch für willige Stimmen in Gremien. Besonders in Zeiten von Unsicherheit und Umstrukturierung (Reform). Ich bin sehr entsetzt zu sehen, wie sehr man das zu instrumentalisieren weiss.
Das sind meine belegbaren Erfahrungen.
Imke Haschenburger
Gepostet um 20:56 Uhr, 05. JanuarFortschreitende Evangelikalisierung (sic!) in reformierten Gemeinden in der Schweiz? Gibt es dazu noch mehr Informationen?
Daniel Frei
Gepostet um 10:19 Uhr, 30. DezemberIch wäre schon für das Bischofsamt in der reformierten Kirche. Mit einer kleinen Einschränkung: Es darf einzig eingenommen werden von jungen, schwarzen Frauen, die illegal in der Schweiz leben.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 21:26 Uhr, 30. DezemberQuestion to the first man in apace: „Did you see GOD?“ Answer: „Yea, she is black!“
Andreas Losch
Gepostet um 03:59 Uhr, 31. DezemberYou know, that’s a joke… a good one, though.
Hannes Witzig
Gepostet um 12:13 Uhr, 30. DezemberIch hoffe, dass sich Opfer getrauen, ihre Erlebnisse zu berichten, unsere Landeskirchen faehig sind, darauf zu reagieren, und keinesfalls Strukturen geschaffen werden, die ein machoides Klima fördern könnten… die verwaltungs-Position in einer Organisation automatisch mit theologischer Autoritaet zu verknuepfen ist doch aeusserst fragwuerdig…
Andreas Losch
Gepostet um 04:00 Uhr, 31. DezemberNähert sich dem Problem, denke ich!
michael vogt
Gepostet um 15:36 Uhr, 30. Dezemberdie rechtfertigung der gottlosen durch den tod von christus
Andreas Losch
Gepostet um 04:00 Uhr, 31. Dezember?
michael vogt
Gepostet um 08:00 Uhr, 31. Dezemberes geht dabei um die wirkung, die von einem verstorbenen ausgeht, der lebt, am einfachsten zu verstehen bei buddha, der während des lebens starb und erwachte. vergleichbares wird auch vom propheten mohammed erzählt. lauter männer. aber es sind nicht nur männer. und nicht nur auf dem gebiet religion. das ende alles nichtigen und gekünstelten. und heilung.
michael vogt
Gepostet um 08:06 Uhr, 31. Dezemberdas dritte , ist ein .
Corinne Duc
Gepostet um 19:49 Uhr, 30. DezemberVision vom Reformationsjubiläum 2019 (im grippalen Delirium entstanden als Reaktion auf diese virale Epidemie): Eine neue Kirchenspaltung: die Retro-orientierten werden zusammen mit ein paar orthodoxen und (welschen) Freikirchlern den Anschluss an die „una sancta“ in Rom suchen; ein kleiner Rest wird die Reformierte Evangelische Freiheitskirche (ref.ch) bilden, mit Mitgliedern die den Zweck der Reformation noch immer für ein sinnvolles und weiter zu verfolgendes Projekt verstehen.
Um eine solche Spaltung zu verhindern, müssten wir uns mutig und effizient gegen die (sich vorerst noch vor allem auf kirchenpolitischer Ebene einschleichende) Hierarchisierung und den damit einhergehenden Abbau der subsidiären demokratischen Strukturen engagieren. Ich hoffe wir werden nicht zu feige und träge bleiben und wünsche in diesem Sinn alles Gute im neuen Jahr! Und Esther Gisler Fischer vielen Dank für diesen wichtigen Beitrag:-)
Andreas Losch
Gepostet um 04:03 Uhr, 31. DezemberMhh, ich kenne eine Orthodoxe, die erlöst mich gerade 🙂 Es geht auch anders. Und auch der Papst weiss glaube ich genau, wo das Problem ist.
Übrigens, liebe Blorganisatoren, fragt doch mal die Erzbischöfin von Schweden für einen passenden Beitrag an. Sie ist Deutsche.
Jürg Hürlimann
Gepostet um 04:24 Uhr, 31. DezemberDer Text von Esther Gisler Fischer und ein grosser Teil der Kommentare sind von Ängsten geprägt oder erwecken zumindest einen solchen Anschein. Angst vor der „toxischen Männlichkeit“, Angst vor Hierarchien, Angst vor der Evangelikalisierung der Gemeinden. Es wird wieder einmal der Teufel in der Gestalt des fragwürdigen Frauen- und Männerbildes von Gottfried Locher an die Wand gemalt. Das Stockholm-Syndrom wird bemüht.
Eine Beseitigung der synodalen und demokratischen Strukturen unserer Kirche steht nicht zu Debatte.. Hier redet Esther Gisler Fischer eine – aus ihrer Sicht selbstverständlich männliche – Gefahr herbei.
Es tönt gut, wenn die Teilhabe auf Augenhöhe an der theologischen Definitionsmacht angemahnt wird. Nur muss diese Teilhabe auch genutzt werden. Wenn „liberal“ und „Bekenntnisfreiheit“ in erster Linie als Vorwand dienen, inhaltlichen Auseinandersetzungen mit Glaubensfragen auszuweichen und die Debatte zu solchen Fragen den Evangelikalen überlassen wird, ist dies im Ergebnis eben Verzicht auf theologische Definitionsmacht. Wenn theologische Definitionsmacht dazu genutzt wird, theologische Debatten und Aussagen oder solche über Glaubensfragen ins Leere laufen zu lassen, weil solche Debatten anspruchsvoll sind und den vermeintlichen Frieden einer gesinnungsarm oder -neutral gewordenen soziokulturellen Dienstleistungsanstalt namens „Reformierte Kirche“ stören könnten, ist dies eine Form von Missbrauch dieser Definitionsmacht.
Ich habe keine Angst vor kirchlichen Führungsgestalten, sofern sicher gestellt ist, dass deren Macht eine solche auf Zeit und inhaltlich begrenzt ist. Die Auswahl von Führungspersonen ist Ausdruck der Ausübung theologischer Definitionsmacht. Dabei entscheidet sich auch, ob eine Person mit Ecken und Kanten, welche etwas zu sagen hat, auch wenn dieses „Etwas“ nicht immer auf allgemeine Zustimmung stösst, gewünscht ist oder eben doch lieber eine profillose Person, die es allen Recht zu machen bemüht.
Barbara Oberholzer
Gepostet um 10:12 Uhr, 31. Dezember@Jürg Hürlimann: Du hast teilweise recht mit deinem Kommentar – und doch auch wieder nicht. Hierarchisierungen können sehr viel subtiler vorangetriebener werden als durch Abschaffung ganzer demokratischer Strukturen, vgl. auch den Blogbeitrag von Dominik von Allmen über die Weihnachtstage. Vor allem kirchliche Mitarbeitende sind auch abhängig von ihrer Arbeitgeberin. Allein dadurch wird ihre Teilhabe eingeschränkt. Und – vllt nicht grad Aengste, aber Befürchtungen – zu benennen, ist nicht nur legitim, sondern auch nötig und mutig.
Imke Haschenburger
Gepostet um 21:15 Uhr, 05. JanuarVielen Dank @Jürg Hürlimann für den Kommentar und den Fokus auf Basis und Führung.
Die demokratische Basis. Wer ist die eigentlich? Zum Beispiel: Eine Kirchgemeinde zählt 2‘500 Mitglieder. An Kirchgemeindeversammlungen stimmen regelmässig 37 Personen ab, über Budget und Jahresrechnung in Höhe von CHF 700.000. 16 Personen davon sind direkt oder indirekt von der Kirchgemeinde finanziell abhängig (Haushalt/ Familie). 22 Personen, meist Seniorinnen und Senioren, segnen die Geschäfte der Kirchgemeindeleitung ab. Keiner macht sich die Mühe, irgendetwas zu hinterfragen. Die Wahlbeteiligung liegt bei weniger als 1.5 %. Eine Erhöhung der Partizipation liegt nicht im Interesse der Führungsverantwortlichen. Es ist gut so, wie es ist. Man kennt sich, und man hört Ihnen auch gerne zu, den Herren der Kirchgemeindeleitung.
Reinhard Rolla
Gepostet um 08:39 Uhr, 31. DezemberJesus sagte dazu: „Wer euer Herr sein will, de sei euer DIENER!“ Davon ist oft nur wenig zu spüren bei einem Blick in die Kirchenlandschaft. Von LIEBEN leider oft auch.
Reinhard Rolla
Gepostet um 08:55 Uhr, 31. DezemberTheologie hat meiner Erfahrung und Überzeugung nach viel mit „Geglaubtem“ zu tun, auch mit „Spekulation“ (wie manche andere Wissenschaft auch!).. Das sollte in all den von Jürg Hürlimann gewünschten Debatten zum Ausdruck gebracht werden, indem entsprechende Aussagen mit „ich glaube“ oder „meiner Erkenntnis/Überzeugung/Meinung nach“ eingeleitet werden. Das würde solche Debatten meiner Überzeugung nach um Einiges freier und bestimmt auch fruchtbarer machen (Ich mache das seit Jahrzehnten so und ganz besonders konsequent in meinem Buch „War Jesus schwul? Hundert unerschrockene Fragen und Antworten zu Bibel, Kirchen und Religionen“…)
michael vogt
Gepostet um 22:26 Uhr, 31. Dezemberdie befreiende wahrheit zeigt sich einmal so und einmal anders. eine frühere freundin von mir fügte nach einem votum manchmal recht laut an: “ – finde ich.“ das hat mich überzeugt, sich mir eingepflanzt. dir würde ich empfehlen, diese beiden worte am ende deines zweiten satzes noch einzufügen. und ist von überzeugung zu reden nicht eine verschlimmbesserung? wenn mich nicht alles täuscht, brächten diese fünf letztgenannten worte – als einschub – in deinem letzten satz eine auflockerung. wenn ich dir sage, dass auch du da noch training brauchst, hoffe ich, dass du mir zustimmst, dass das dir zur ehre gereicht.
THOMAS GROSSENBACHER
Gepostet um 23:55 Uhr, 31. Dezemberhttps://epaper.nzz.ch/#read/6/Neue%20Z%C3%BCrcher%20Zeitung/2017-12-29/32
„In der Mehrdeutigkeit liegt die Kraft.“
Ich empfehle die Lektüre des Feuilleon-Artikels auf Seite 32 der Freitagsausgabe der NZZ und plädiere auf diesem Hintergund für eine differnzierende Beurteilung auch in dieser Sache des vermuteten Machtanspruches sogenannter Würdenträger unserer Kirche. Jürg Hürlimanns Hinweis auf Angst basierende Kommentare bewegt mich zusätzlich zu diesem Kommentar.
Als Abgeordneter der Zürcher Kirche im SEK Parlament und als Mitglied deren GPK, kann ich auf dem aktuellen Wissensstand klar sagen: es wird kein Bischofamt geben in der EKS = Evangelisch-Reformierte Kirche Schweiz, (vorläufiger Arbeitstitel im Rahmen der laufenden Arbeit an der neuen Verfassung, gemäss Herbstabgeordneten Versammlung Nov. 2017 in Bern.) Das Amt des Präsidiums wird in dieser noch nicht abgeschlossenen Verfassungsarbeit klar definiert werden. Es wird nicht ad personam definiert werden, schon gar nicht definiert es der amtierende Präsident des Kirchenbundes für sich, denn bis diese Verfassung der EKS in Kraft tritt, wird seine Amtszeit (die derzeitige Verfassung sieht eine Amtsdauer von maximal 2 Amtsperioden von je 4 Jahren vor) abgelaufen sein.
Wir kennen auch auf Stufe Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz eine klare Gewaltentrennung und damit ein gesundes Teilen der Macht. Parlament und insbesondere die GPK pflegen dieses hohe Gut verantwortungsvoll. Auch der Rat (inkl. Präsident) arbeitet auf diesem Hintergrund konstruktiv und keinesfalls anmassend mit. Die Exekutive hat einen Führungsanspruch. Die Legislative aber hat das letzte Wort.
Es ist gut, auf Gefahren hinzuweisen. Wenn Medienberichte (z.B. der erwähnte Artikel aus der Aargauerzeitung) zur Einschätzung solcher Gefahren hinzugezogen werden, dann sollte das mit der kritischen Vorsicht geschehen, die jeder Berichterstattung entgegen gebracht werden muss. Ich hoffe mit diesen Fakten etwas Sachlichkeit in den wichtigen Dialog um Macht in der Kirche (die Macht ist männlich und weiblich und nicht an sich schon schlecht … aber sie kann missbraucht werden und steht dann im Widerspruch zu dem, worum es in der Kirche gehen sollte.)
In dem Sinne ein gutes Neues Jahr. Segen und Glück!
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 11:53 Uhr, 01. JanuarNicht aus Angst habe ich meinen Beitrag formuliert, sondern aus Bedenken, welche notabene gespeist wurden aus eigenen, unerfreulichen Ereignissen mit der Gemengelage „mächtige Mannen und Religion“.
THOMAS GROSSENBACHER
Gepostet um 15:33 Uhr, 01. JanuarMein Versuch einer sachlichen Klärung eines wichtigen Punktes bekommt mit dem Stichwort „Gemengelage“ leider eine diffuse Antwort von der Blogautorin. Wenn hinter den eigenen Erfahrungen sachlich unhaltbare Tatbestände verborgen sein sollten, wäre das ein dringender Grund, das an geeigneter Stelle offenzulegen. (Also vielleicht nicht im Blog oder anderen Medien.) Mit Anspielungen ohne belegte Erfahrung ist dem Anliegen aber nicht gedient. Die Macht- und Ohnmachtspirale dreht nur eine Drehung weiter.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 17:53 Uhr, 02. JanuarJa gell, nur ja nichts in der Öffentlichkeit (weder Blog noch Medien) offenlegen. Es könnte uns ja in unserer feiertäglichen Ruhe stören!
Corinne Duc
Gepostet um 18:20 Uhr, 01. JanuarBei Zentralisten wird naturgemäss der zunehmde Trend zur Zentralisierung der Kirchenstrukturen, mithin zu fortschreitender Hierarchisierung, weniger Bedenken hervorrufen. Möglicherweise werden sie auch weniger sensibilisiert sein für die Gemeindeanliegen sowie für den Umstand, dass eine Volkskirche nicht von oben herab dirigiert werden sollte, sondern ein liberales Gemeindeleben nur unter der Voraussetzung von subsidiären Selbstbestimmungsrechten realisiert werden kann.
In der Grundsatzabstimmung von 2014, als sich die Stadt Zürich für das Modell 1 entschied, hiess es in der Abstimmungszeitung z.B. ausdrücklich: „Die bisherigen Kirchgemeinden werden durch (grössere) Teilgemeinden mit eigenen Vorständen und Mitgliederversammlungen abgelöst“. Die Stimmberechtigten konnten sich in der Ansicht, es werde weiterhin subsidiäre Partizipationsstrukturen geben, für dieses Modell entscheiden.
Wenn nun, um nur ein Beispiel aufzunehmen, durch die neue Kirchenordnung grundsätzlich verhindert würde (wie es der Kirchenrat in seinem Entwurf vorsah), dass Parlamentswahlen – so wie es auch bei den politischen Wahlen üblich ist – nach mehreren Wahlkreisen aufgeteilt möglich sein sollen, und auch sonst die Gemeinderechte nach und nach weiter ausgehöhlt würden, wäre eine sichere Folge, dass sich viele vormals vor Ort engagierte von dieser Organisation abwenden.
Leider bleibt auch der Grundsatz „Die Legislative hat das letzte Wort“ ein lehrer Wunsch, wenn aufgrund von Schlupflöchern die Zuständigkeit der Legislative umgangen wird, wie etwa 2017 geschehen.
Ja, Mehrdeutigkeit ermöglicht auch Machtspielchen und Intrigen. Darin kann Kreatives, aber auch sehr Destruktives zum Ausdruck kommen. Gerade in der reformierten Kirchenpolitik sollte es indessen ja nicht um Catch-as-catch-can gehen, sondern um faire und vernünftige demokratische Partizipationsstrukturen, und zwar auf allen Ebenen.
Darum: Bleibt wachsam!
Barbara Oberholzer
Gepostet um 09:35 Uhr, 02. Januar„Catch-as-catch-can“ ist super! „Quick and dirty“ kommt mir auch manchmal in den Sinn – so sollte ebenfalls nicht vorgegangen werden. Tun auch viele nicht. Aber dort, wo es geschieht, wird laaaange weggeschaut.
Alpöhi
Gepostet um 11:42 Uhr, 10. JanuarDer Titel ist sehr unglücklich. Die Verbindung zu „Metoo“ suggeriert, dass die Schweizer Reformierten und -Innen acht geben müssten auf die reformierten Männer. Dabei ist der ganze „Metoo“-Scheiss sowas von scheinheilig: frau vögelt sich eine Schauspielerinnen-Karriere hoch und behauptet dann 20 Jahre später, es sei nicht einvernehmlich gewesen. Zurück bleiben schwere Kollateralschäden in der Gesellschaft – der Mann unter Generalverdacht; am besten sollte er grad abgeschafft werden – und nicht beweisbare Vorwürfe, auch Rufschädigung oder üble Nachrede genannt.
Dabei geht es in Frau Fischers Artikel um etwas ganz anderes: Darum, sorgfältig mit den vorhandenen reformierten Machtstrukturen umzugehen. Wo ich durchaus zustimme.
Fragwürdig finde ich jedoch den Begriff „toxische Männlichkeit“, denn er nährt und pflegt eben genau das Bild des monströsen Mannes. Was mMn ein Zerrbild der Realität ist. Hierzu dürfte sich Frau Fischer gerne noch ein wenig besser erklären.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 09:11 Uhr, 11. JanuarHallo Alpöhi:: Erstens heisse ich in erster Linie Frau Gisler und erst in zweiter Fischer: Doppelname nach CH ZGB; Ledigenname vorgestellt, auch wenn auch der in patrilinearer Weise entstanden ist. 😉 Zweitens ist der Titel meines Beitrags nicht irreführend, sondern zielt auf den belegten Machtmissbrauch von mehrheitlich halt immer noch Männern auch und gerade in der Kirche! Und drittens stammt der Begriff „toxic masculinity“ aus den Verhaltenswissenschaften, wo er Gebaren geprägt von Dominanz, Abwertung von Frauen, übersteigertem Selbstbewusstsein und der Unterdrückung von Emotionen bezeichnet.
Alpöhi
Gepostet um 15:10 Uhr, 11. Januarzu erstens: Äxgüsi.
zu zweitens: Lasse ich so stehen.
zu drittens: Ich finde den Begriff „toxische Männlichkeit „extrem diskriminierend. Es gibt keine „toxische Männlichkeit“. Richtig ist: Es gibt (einzelne) Männer, die sich so verhalten, dass es schädlich ist. Aber deswegen die Hälfte der Menschheit auszugrenzen hilft uns wirklich nicht weiter.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 09:34 Uhr, 16. JanuarDer Begriff wurde von einem Mann geprägt und wurde auch von Männern selbst gebraucht, wie ich selbst schon gehört habe.
Alpöhi
Gepostet um 10:40 Uhr, 16. JanuarUnd dadurch wird der Begriff besser?
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 10:56 Uhr, 11. JanuarDass Sie die MeToo-Debatte so diskreditieren finde ich völlig daneben!
Alpöhi
Gepostet um 12:03 Uhr, 10. JanuarUnd: Ich verharmlose nichts. Anprangern von Missbräuchen ist richtig und wichtig.
ABER
Eine Gesellschaft, die Männer als „sexbesessene Monster“ darstellt, schiebt genau dadurch die Männer – auch die Guten! – aus der Gesellschaft hinaus. Dadurch verliert diese Gesellschaft die Fähigkeit sich fortzupflanzen – und wird zwangsläufig aussterben. Geschieht ihr recht.
Alpöhi
Gepostet um 12:18 Uhr, 10. JanuarInteressant ist ja jetzt auch die weitere Entwicklung: Schweden erlässt ein Gesetz, wonach Sex nur stattfinden darf, wenn er einvernehmlich ist (es stand in 20min). In der Praxis heisst das: Mann muss sich vorher vergewissern, dass es einvernehmlich ist. Am Besten lässt Mann sich die Einvernehmlichkeit schriftlich bestätigen, denn dann wird das Hinterher-Widerrufen durch die Frau zumindest schwieriger…
Also sind wir nun soweit: Sex gibt es erst nach der Unterschrift. Was im Grunde sehr ähnlich ist wie „kein Sex vor der Ehe“ 🙂
Wohin das alles führt, scheinen jetzt die ersten Personen zu merken: Catherine Deneuve (auch eine Schauspielerin) fordert das „Recht auf Anmache“. Sie sagt, eine blöde Anmache sei nicht verboten und etwas total anderes als eine Vergewaltigung. Die Freiheit jemanden anzumachen sei für die sexuelle Freiheit unverzichtbar…
Man muss die Sicht von Catherine Deneuve nicht teilen; aber es lohnt sich schon, darüber nachzudenken wo dies alles hinführen kann.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 10:25 Uhr, 02. FebruarAnbei ein Interview mit mir zum Thema: https://eulemagazin.de/wie-im-himmel-so-auf-erden/
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 17:21 Uhr, 01. MärzUnd hier der Link auf einen umfassenden Beitrag auf Radio SRF in der Sendung „Perspektiven“: https://www.srf.ch/sendungen/perspektiven/churchtoo-debatte-um-sexismus-ist-auch-in-der-kirche-angekommen