#thedaythatstephenhawkingdied

Die erste Nachricht, die ich gelesen habe, nachdem ich aufgewacht bin, war diese: Stephen Hawking ist tot. An diesem Tag, und während ich dieses schreibe, befinde ich mich in Jerusalem, wie vor 20 Jahren auch. Ich hatte damals ein Stipendium gewonnen, um an der Hebräischen Universität in Jerusalem Jüdische Schriften und Philosophie zu studieren, im Rahmen des Studienprogrammes, das heute „Schalaw“ heisst (Hebr. für „Studium in Israel“). Der jüdisch-christliche Dialog war mein Studienschwerpunkt, wie man sieht, und ist mir bis heute ein Herzensanliegen.

Jeder von uns hatte einen Dialogpartner zugewiesen bekommen, ich einen alten deutschen Juden, der so freundlich war, mir ein paar Geschichten aus seinem Leben zu erzählen. Er erzählte mir, er habe quasi seine Frau neu geschaffen, weil er ihr alles nach einem Unfall neu beibringen musste. Ich erwiderte, nun, dann wisse er ja, wie Frauen sich fühlen, wenn sie Kinder zur Welt bringen. War vielleicht etwas forsch, aber nun ja.

Dieser Jecke (so nennt man deutsche Juden in Israel), empfahl mir wärmstens, ein bestimmtes Buch zu lesen. Diesen Rat nahm ich an: Stephen Hawkings Kurze Geschichte der Zeit. Am berühmtesten ist sicher ihr Schluss betreffs der Suche nach einer Grossen Vereinheitlichenden Theorie, die quasi alle Physik vereinigt:

»Wenn wir die Antwort auf diese Frage fänden, wäre das der endgültige Triumph der menschlichen Vernunft – denn dann würden wir wahrhaftig die Gedanken Gottes kennen.«

So habe ich diesen Schluss in meiner Doktorarbeit wiedergegeben. (Es gibt eine kleine Änderung gegenüber der geläufigen deutschen Übersetzung, aber dazu ein andermal mehr.) Wie man jedenfalls sieht, hatte ich am Ende meines Studiums mein Schwerpunktthema nochmal geändert, hin zum Dialog mit den Naturwissenschaften. Und ich glaube, es war Hawkings Kurze Geschichte der Zeit, die dies bewirkt hat, und vielleicht insbesondere auch ihr Schluss. Stephen Hawking hat selbst einmal gescherzt, dieses Ende habe die Auflage sicher verdoppelt.

Heute bin ich Chefredakteur einer häufig frequentierten Internetseite zum Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaften. Und ohne die und vor allem ohne meine Doktorarbeit zu diesem Thema wäre ich gar nicht in die Schweiz gekommen, wie manche wissen, zu den Astrophysikern nach Bern. Und ich würde auch mein heutiges, eigenständiges Projekt nicht verfolgen, das ich „Planetare Nachhaltigkeit“ nenne. Es ein kleines Projekt mit einem bisschen großen Thema, aber sicher wichtig, nicht nur für mich.

Was habt ihr getan am Tag an dem Stephen Hawking starb? Woran habt ihr gedacht, als ihr davon hörtet? Vielleicht habt ihr ja Lust, es unten zu posten.

Bei mir ist die Zukunft gerade sehr offen. Wir versuchen sogar ein Crowdfunding, um weiter zu kommen, es hat diesen Mittwoch gestartet, an besagtem Tag. Nun, so was ist in der Wissenschaft ja zumindest „originell“. Ihr könnte gerne helfen, aber heute soll es eigentlich darum gehen, was ihr getan habt oder gedacht am Tag, an dem Stephen Hawking starb.

Ich habe woanders einen kurzen Nachruf auf ihn verfasst. Er ruhe in Frieden, und möge der Geist, der in seinem Körper so stark war, woanders eine neue Heimat finden. Stephen Hawking war Atheist, doch das sollte uns keinesfalls hindern, sein Erbe zu bewahren und ihn mit dem Respekt zu verabschieden, der einem grossen Denker gebührt.

Mein kurzer Nachruf ist unter anderem auf http://www.theologie-naturwissenschaften.de/ zu finden.

Der Kurzlink zu meinem derzeitigen Projekt lautet (ist leider englisch): www.saveourplanet.info

Zum Crowdfunding geht’s direkt hier: https://wemakeit.com/projects/planetary-sustainability

Die Meinung des Autors in diesem Beitrag entspricht nicht in jedem Fall der Meinung der Landeskirche.

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8 Kommentare
  • michael vogt
    Gepostet um 20:20 Uhr, 16. März

    an jenem tag war ich an einem konzert, an dem auch ein dichter auftrat mit einem gedicht zum thema freiheit, die in dem land, dem das konzert gewidmet war, sehr begrenzt ist, der vielleicht am ehesten als freidenker bezeichnet werden kann. als er dann auf mich zu kam, sagte ich zu ihm: „das hast du hervorragend gemacht!“ er lachte. und ich fügte an: „es tut mir leid, dass ich keine besseren worte finde.“ wir lachten.

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    • Andreas Losch
      Gepostet um 20:53 Uhr, 16. März

      …aber den Bezug zum zweiten Teil der Frage verstehe ich noch nicht recht.

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      • michael vogt
        Gepostet um 12:11 Uhr, 17. März

        getan o d e r gedacht – gedacht habe ich an seine schwere krankheit und an das, was ich über seine arbeit gelesen habe, was mich aber nicht zu einem macht, der berufen ist, darüber zu schreiben. hierhergekommen bin ich, weil ich gestern – meinend vieles zugleich erledigen zu müssen – vergessen habe, Ihren dankenswerten nachruf zu lesen. „er träumte davon, die sterne zu sehen“, schreiben Sie. die nacht erleuchtet die sterne, und die sterne erleuchten wiederum die nacht. darin sehe ich die ursprünglichste wahrheit. eine ihrer erscheinungsformen: der vater erleuchtet den sohn, und der sohn erleuchtet wiederum den vater. wie sieht gott aus? wie das universum. nur dass wiederum der begriff des universums nicht ausreicht. . . so hoffe ich aufgrund der im tod des todes und seiner verwandlung in leben begründeten verheissung, eines auch die nacht in allen ihren erscheinungsformen integrierenden tages steven hawking – der vollkommen erleuchtet sein wird – die hand zum weiteren dialog reichen zu können.

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  • Anonymous
    Gepostet um 23:18 Uhr, 16. März

    Ich war noch wach. Las die traurigen News. Mein erster Gedanke – die Welt hat einen ihrer bedeutendsten Köpfe der Wissenschaft verloren. Das Universum hat ihn zurück. Und er ist uns schon wieder voraus. Mr Stephen Hawking hat mir (u.a.) die kompliziertesten Themen schmackhaft gemacht. Er war ein Ausnahmetalent – in vielerlei Hinsicht. Zugegebenermassen – ich muss einige Passagen seiner Thesen mehrmals lesen, bis etwas hängenbleibt, aber ich bleibe dran. Weiterhin.

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  • Dorothea Ennemoser
    Gepostet um 17:20 Uhr, 17. März

    Für einen Moment meine Welt angehalten …

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  • Salvi Pittà
    Gepostet um 17:42 Uhr, 17. März

    Kurz und gut: Ich setze mich viel zu wenig dafür ein, dass sogenannte Behinderte die Mittel erhalten, die sie brauchen, um unsere Welt weiter zu bringen. Genauer: Die Normal@s im Herzen der Bestie sind viel zu verwöhnt, um davon abzukommen, sie und unsere Mitmenschen kaputt zu machen. Mitbekommen habe ich es in der Vorabend-Tagesschau, nachdem ich von der Arbeit in einem Schweizer Community-Radio kamn, in dem ich dafür besorgt bin, dass in der Schweiz benachteiligte Menschen ihre Stimmen erheben und einander unterstützen können, die sonst nur als zumeist negativ konnotiertes Objekt vorkommen, wenn überhaupt. Auch ich habe übrigens keine Angst vor dem Tod, und es ist mir egal, ob und falls ja, was dann geschieht. Weil ich mich täglich als Teil der Zukunft und nicht der Vergangenheit erlebe 😉

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  • Alpöhi
    Gepostet um 23:04 Uhr, 20. März

    Ich hab an dem Tag auf 20min.ch die Kommentarspalte verfolgt, wie sich Atheisten und Theisten Saures gaben. Alles entzündete sich u.a. an der Floskel „er ruhe in Frieden“ – daran hat Hawking ja eben gerade ncht geglaubt. Nach dem Tod ist aus, fertig. Nix mit „R.I.P.“… Im günstigsten Fall steckt er jetzt in einem schwarzen Loch. Die Floskel „R.I.P.“ war also ziemlich gedankenlos – übrigens auch vom Autor des hiesigen Beitrages.

    Ich respektiere Hawking als Mensch, bewundere ihn als grossen Denker. Gleichzeitig mag ich ihn, den Atheisten, nicht. Das ist mein gutes Recht. Für mich ist an allen Ecken und Enden der Schöpfung greifbar – drückt nachgerade aus allen Poren der Natur: Gott ist! Gott ist der Schöpfer von dem allen! Und er hat es sehr gut gemacht. Allen Atheisten möchte ich zurufen: „Seht ihr das Offensichtliche denn nicht?“

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    • Andreas Losch
      Gepostet um 05:58 Uhr, 28. März

      Naja, aber wenn ich daran glaube, kann ic hihm doch innerhalb meines Vorstellungsrahmens das Beste wünschen?

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