Kirche, wie weit reicht dein Mitleid für Tiere?
Um bei einem Kirchentag im Sommer mit den vorbeischlendernden Besuchern ins Gespräch zu kommen, begrüsste ich sie mit: „Guten Tag. Darf ich Sie fragen, welchen Stellenwert oder welchen Platz Tiere in Ihrer Kirche oder Kirchgemeinde einnehmen?“
Die Frage verfehlte ihr Ziel nicht. Die Antworten kamen zögerlich von „gar keinen“ über „An der Weihnachtkrippe standen doch Esel und Ochse“ oder „Es gibt doch die Geschichte der Arche Noah“ bis „Bei uns darf der Hund leider nicht mit in den Gottesdienst“.
Tiervergessen?
Hat die Kirche die Tiere vergessen? Nun, beim anschliessenden Grillieren nach dem Waldgottesdienst oder dem Jugendgruppenanlass, beim Speckzopf zum Kirchenkaffee aber auch beim Wienerli, das die Fastensuppe mancherorts bereichert, sind Tiere präsent – einfach zu Nahrungsmittel degradiert und nicht mehr als Mitgeschöpf wahrnehmbar, instrumentalisiert. Der Mensch sieht sich seit Jahrhunderten gerne als „Krone der Schöpfung“, als „Nach Gottes Bild Geschaffener“. Nur: Wo ist diese unumstössliche Grenze zwischen Mensch und Tier eigentlich? Biologisch gesehen ist der Mensch ein Säugetier. Wir unterscheiden im Alltag aber streng zwischen Mensch und Tier, würden einen Schimpansen aufgrund seines Benehmens und seiner Erscheinung trotzdem auf der Skala wesentlich näher beim Menschen als bei einem Floh anordnen.
Intelligenz scheint auch nicht ausschlaggebend zu sein; ein Schwein, das zur Schlachterei gefahren wird und nie Sonnenlicht sah, habe einen ähnlichen IQ wie ein erwachsener Hund oder ein zweijähriges Menschenkind, sagt die Wissenschaft. Jede Spezies hat ihre besonderen Fähigkeiten: Menschen können nicht fliegen, wie die Vögel, nicht tauchen, wie die Delfine, nicht hören, wie die Fledermäuse. Die Sprache ist mit Sicherheit eine der besonderen Fähigkeiten, die uns ermöglicht einen Wissensstand weiterzuvermitteln. Sie hat so zur Entwicklung unserer heutigen Zivilisation wesentlich beigetragen. Wenn „Sprache“ den Menschen ausmacht, was ist dann mit den Neugeborenen oder jenen Menschen, die durch Behinderung oder Krankheit unserer Sprache nicht (mehr) mächtig sind? Sie wären dann weniger „Mensch“ als viele Tiere, die hochentwickelte Kommunikationsformen anwenden.
Das Tier als Geschöpf
Der erste Schöpfungsbericht weist auf die Ähnlichkeit der Landtiere, inklusive des Menschen hin. Gott schuf sie alle am sechsten Tag und gab ihnen die gleiche Nahrungsmittelgrundlage, die Pflanzen (1. Mose 1.29 „Kraut, das sich besamt und allerlei fruchtbare Bäume …). Der Mensch erhielt in der aus Gottes Sicht perfekten Schöpfung die Aufgabe, sie zu bebauen und zu bewahren. Der Mensch wollte schon hier „Krone der Schöpfung“ sein, übertrat dadurch Gottes Gebot und wurde daraufhin aus dem Paradies vertrieben (im Gegensatz zu allen anderen Geschöpfen). Erst nach diesem Bruch, also in Gottesferne, wird uns von Opferfleisch der Brüder Adam und Kain berichtet. Im Anschluss an den zweiten Sündenfall, den die Sintflut mit sich brachte, wurde das Mitgeschöpf auch zur Ernährung, (vorab in einer Welt, in der zuwenig pflanzliche Nahrung vorhanden war, da alles unter Wasser gelegen hat) erlaubt. Es gibt kein grundsätzliches Fleisch- und Fischverbot in der Bibel. Es gibt übrigens auch kein Sklavenhaltungsverbot – trotzdem beruft sich die Kirche heute zum Glück nicht auf das Nichtverbot.
Gewaltfrei essen
Interessant finde ich, dass immer da, wo Gott den Menschen sehr nahe ist, wo „Paradies“ sichtbar wird, auch Gewaltfreiheit herrscht – für viele unbeachtet auch beim Essen. Während wie beschrieben der erste biblische Speiseplan pflanzlich, oder in heutiger Sprache „vegan“ war, so soll uns Gottes Gegenwart gerade im Abendmahl wieder bewusst sein. Und obwohl es „das Mahl des Herrn“ ist, tritt dieses nicht mit Rinderbraten und Milchfrappé auf, sondern wird uns in Traubensaft und Brot gegeben. Jesaja beschreibt z.B. in Kapitel 11 und in Kapitel 65 die künftige Welt – keine anthropozentrische, nein, Lamm und Wolf werden gemeinsam Heu fressen, ein Säugling am Loch der Schlange spielen. Oder Offenbarung 21,4: und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Dass unser Reichtum und in grossem Masse unser Fleisch das Brot der Armen frisst, ist längst bekannt. Dass wir als Christen und Schöpfungsbewahrer über unsere, vermeintlich privaten, Essverhalten nachdenken müssen, liegt auf der Hand.
Lebenswerte Beziehungen
Wer als Kind, oder als Erwachsener eine Beziehung mit einem Tier gelebt hat oder lebt, entdeckt vor allem eine grosse Gemeinsamkeit: die Leidensfähigkeit. Wer gibt uns also das Recht, über Leben und Tod von Kühen, die uns Leder für Handyhülle und Schuhe liefern müssen, zu entscheiden? Wer das Recht, zum Einsperren von Füchsen und Hermelin für den modischen Kragen unserer Winterjacken? Müssen wir wirklich als Erwachsene noch Milch einer anderen Spezies trinken und dabei in Kauf nehmen, dass männliche Kälber z.T. bereits nach der Geburt, spätestens aber nach ein paar Wochen getötet werden und die Mütter nach vier Lebensjahren entsorgt werden, da ihre Körper durch die hochgezüchtete Milchleistung krank und ausgemergelt sind? Brauchen wir Tiere, die wider ihre Art, zu Zirkusakrobaten, Sportgeräten und Attraktionen gehalten werden?
Welchen Wert hat das Leben? Ist es nicht kostbar und einzigartig?
Pro Jahr werden in der Schweiz 62 Mio. Tiere geschlachtet, täglich also 169’000 Leben für den Genuss ausgelöscht. (Stand 2012) Gemäss Studien versagen ca. 7 % der Betäubungen.
Nein, es geht hier nicht um das Leben von vor 2000 Jahren, nicht um das Leben auf einer einsamen, dürren Insel, wo wir nur dank der Ziege überleben können. Wir leben heute und hier in einem Land mit unendlich vielen Möglichkeiten und haben die Wahl, wie wir uns gesund ernähren und warm kleiden wollen. Treffen wir unsere Wahl anhand von „Geiz ist geil“ und „Man lebt nur einmal“, oder versuchen wir hier schon das paradiesnahe, gewaltfreie Zusammenleben zu fördern, indem wir auch beim Konsum Gottes allumfassende Schöpferliebe einbeziehen – oder reicht unsere Liebe, die kirchliche Fürbitte, unser Segen nur für uns Menschen oder auch für unsere Mitgeschöpfe?
E. Opitz, Aktion Kirche und Tiere (AKUT)
Die «Aktion Kirche und Tiere» (AKUT) ist parteipolitisch und konfessionell neutral und dient ausschliesslich gemeinnützigen ZweckenWeitere Informationen:
Zur Webseite «Aktion Kirche und Tiere»
Felix Geering
Gepostet um 08:45 Uhr, 05. DezemberEs wäre ja schon viel gewonnen, wenn wir am Tisch sitzend dem Tier danken würden dafür, dass wir es essen dürfen. Oder wenn wir sonstwie unsere Achtung vor dem Tier, das sich für uns dahingegeben hat, ausdrücken würden. Ganz allgemein stört mich der gedankenlose Wahnsinn, mit der wir Menschen diese Unmengen Fleisch vertilgen.
Dabei habe ich eigentlich nichts gegen Fleisch essen; aus meiner Sicht darf ein festliches Essen durchaus ein gutes Stück Fleisch enthalten. Die sprachliche Entsprechung dazu ist der „Sonntagsbraten“ – der längst zu zweimal täglich Schnitzel mutiert ist. Es ist die schiere Menge Fleisch, die die Tiere ihrer Geschöpflichkeit beraubt und zur Ware degradiert, die produziert wird: „Fleischproduktion“ – Nur schon dieses Wort ist eine Abartigkeit.
In meinem Haushalt halten wir es so: Wir essen weniger Fleisch als früher, und wenn, dann holen wir es beim Bauernhof.
Und wissen Sie was? Seither hat das Rindfleisch wieder einen Geschmack!
Anonymous
Gepostet um 12:41 Uhr, 05. DezemberMir schiene auch hilfreicher wenn wir nicht gleich direkt paradiesische Zustände herbeizuzaubern versuchten oder einfach warten bis (wenigstens) die halbe Schweiz vegan wird. Sondern darauf hinweisen welche Grausamkeiten wirklich in diesen Massentierhaltungsanlagen und –transportverfahren stecken einerseits, und andererseits wie ein bescheidener Konsum von Fleisch und Tierprodukten vereinbar sein könnte mit Umgangsformen, die auch dem Tierwohl genügend Achtung zollen.
Solange die Fleisch- und Milchproduzenten jedoch vom Staat grosszügig subventioniert werden, selbst wenn sie nur die minimalsten Tierschutzbestimmungen einhalten, wird Kaufverzicht indes kurzfristig nicht viel ändern – es wird dann einfach umso mehr als Abfall „entsorgt“. Da denke ich könnten die Kirchen sehr wohl zu mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auch bei der konservativen Wählerschaft und somit auch bei deren gewählten PolitikerInnen hin wirken. Aber das wird nur auf der Basis von gegenseitigem Verständnis gelingen,
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 11:50 Uhr, 05. DezemberIrgendwie sind wir Menschen aus der Schöpfung gefallen und Tiere sind für uns nurmehr Objekt unserer schon fast obszön zu nennenden Sucht nach Fleisch auf dem Teller.
Kariane
Gepostet um 12:04 Uhr, 05. DezemberDavon, dass „wir am Tisch sitzend dem Tier danken würden dafür, dass wir es essen dürfen“, hat nicht das Tier etwas, sondern nur unser schlechtes Gewissen. Denn wer hat entschieden, dass wir es essen „dürfen“? Wir schlachten und essen Tiere, weil wir es können. Nicht weil uns jemand – schon gar kein Gott – gesagt hat, dass wir das tun „dürften“, am Ende gar mit seinem Segen.
Für Urmenschen war es womöglich nötig, Fleisch zu essen, heute vielleicht noch für einige wenige indigene Völker. Für die Mehrheit von uns ist es nicht nötig, es ist nicht mal gesund, ganz im Gegenteil. Und mit Blick auf die Welternährung, auf den Verbrauch an Wasser, Boden, Getreide, den unser Fleischkonsum verursacht, ist es jedenfalls aus Umweltschutzgründen und ethischen Gründen alles andere als gut und richtig, Fleisch zu konsumieren. Von der Frage, ob wir ein Recht haben, ein Tier zu töten, nur weil wir Lust haben, sein Fleisch zu essen, ganz abgesehen.
Wird das Tier nicht „seiner Geschöpflichkeit beraubt“, wenn es mit irgendeinem Dankgebet verzehrt wird, dafür, dass wir so mächtig sind, es für uns töten zu lassen? Es ist nicht die „schiere Menge“ der geschlachteten Tiere, die das Tier „degradiert“. Es ist die Schlachtung eines jeden einzelnen Tiers, das sterben muss, nur weil irgend jemand Fleisch essen will.
Archaische Beschwichtungsrituale sind da ganz fehl an Platze. Aus Sicht des geschlachteten Tieres übrigens am meisten. Wer würde schon gern „mit Würde geschlachtet“ werden.
Felix Geering
Gepostet um 13:51 Uhr, 05. DezemberMit „Ganz oder gar nichts“ (lies: lieber gar nichts) werden Sie vermutlich nichts erreichen. Also steht die Frage im Raum: Wie können wir dann wirklich etwas erreichen?
Und da finde ich halt: Wenn ich mir am Tisch sitzend vergegenwärtige, dass das Schnitzel auf meinem Teller kein „Fleischerzeugnis“ ist, sondern einmal Tier war, das ebenso Geschöpf ist wie ich, dann verändert das zwar am toten Tier nichts – aber es verändert meine Haltung. Und das ist nicht nichts, sondern ziemlich entscheidend.
Und ja, wenn ich ein Nutztier wäre, dann möchte ich lieber von einem Halter gehalten werden, der meine Würde achtet und meine Bedürfnisse ernst nimmt – auch und gerade dann, wenn ich dereinst auf dem Teller lande.
Marc Bonanomi
Gepostet um 12:52 Uhr, 05. DezemberIch kenne sehr viele VeganerInnen der
ganzen Schweiz. Bis auf wenige Ausnahmen sind ALLE unkirchlich bis
antikirchlich eingestellt. Viele von ihnen sind enttäuscht darüber, dass die
Kirche NICHTS tut, um dem Elend der Tiere in der Massentierhaltung
entgegenzuwirken, und Stellung zu nehmen gegen das Abholzen der Regenwälder für
die Tierfutterproduktion und gegen das ganze übrige Elend der Fleisch-und
Milchindustrie.
Beispiel 1: meine bisherigen Versuche, unsre Kirchgemeinde zu ermutigen,
Mitglied von AKUT zu werden, sind alle gescheitert. .
Beispiel 2: Papst Franziskus, der sich Franz von Assisi zum Vorbild nimmt, tut
nichts für die Rechte der Tiere.
Beispiel 3: AKUT (Aktion Kirche und Tiere) ist leider bisher nur eine
Randerscheinung bei den Schweizer Kirchen geblieben.
Ich denke, es wäre höchste Zeit, dass die Schweizer Kirchen erwachen und
anfangen, sich für den Veganismus zu engagieren und sich zu erinnern, dass
Genesis 1, 29 ganz klar dem Menschen die vegane Ernährung empfohlen wird.
Eva Opitz
Gepostet um 18:28 Uhr, 05. DezemberNun stelle ich mich doch die Frage, was man erreicht, wenn man ausschliesslich die *innere Haltung ändert“ aber die effektiven Taten, die Änderung bewirken als unnütz deklariert. Natürlich – mein eigener Fleischverzicht ändert nicht die ganze Welt. Doch wenn ich den Fleischkonsumdurchschnitt von derzeit ca. 52 kg nicht konsumiere und auf Käse, Eier, Leder und Pelz verzichte, so betrifft das im Schnitt ca. 25 Tiere pro Jahr, die nicht aufgrund meines Verhaltens getötet werden. Wenn ich so einkaufe und koche, dann macht das das fünffache, wenn ich die Familienmitglieder einrechne. In zehn Jahren bin ich somit bei 1250 Mitgeschöpfen, deren Leben ich höher gewertet habe, als mein Geschmackserlebnis. Ich habe damit tatkräftig zu mehr Frieden und weniger Gewalt beigetragen und bin dem Gebot „du sollst nicht töten“ ein Stück gerechter geworden. Wie sagte Jesus in 1. Johannes 2: An ihren Taten werdet ihr sie erkennen. Jesus hat auch die arme Witwe gelobt, die „ihr Alles“ gegeben hat als die Gaben der Reichen, mit ihrer Spende aus dem Überfluss (Lukas 21), Wie kommt man also zur Einsicht, dass es schlechter sei dem Guten nachzujagen und sein Leben an der gottgeschaffenen Vollkommenheit auszurichten als lediglich Mass zu halten und Bewusstheit zu üben?
Auch in meiner Wahrnehmung sind es dann tatsächlich mehrheitlich die „Samariter“, die Taten vollbringen, häufiger die „Unkirchlichen“, die sich für die Mitgeschöpfe einsetzen und sich gegen die Gewalt tatkräftig und mit Verzicht einsetzen, wie es auch Marc Bonanomi in seinem Kommentar schreibt. Da hat die anthropozentrische kirchliche Lehre noch starke Prägungen hinterlassen. Ist es wirklich das Sich-bewusst-werden, das etwas verändert? Wie sollte dieses Bewusstwerden das tun? Ist das Bewusstwerden nicht einfach nur der erste, aber natürlich grundlegende Schritt, die Taten folgen zu lassen? Und ich fühle mich nicht besonders schlecht, wenn ich für meinen gefüllten Gemüse-Getreide-Hülsenfrüchtteller danke, der kein Blutvergiessen vorausgesetzt hat.
Eva Opitz
Gepostet um 18:35 Uhr, 05. Dezember…es sollte natürlich heissen: Wie sagte der „Verfasser“ von 1. Johannes 2 – nicht „Jesus“ – leider gibt es keine Korrekturmöglichkeit, wenn zu schnell „Enter“ gedrückt wurde, pardon.
Anonymous
Gepostet um 20:40 Uhr, 05. DezemberIch sehe schon: Das heutige Thema ist dermassen ideologisch überfrachtet, dass scheinbar ausser Schwarz und Weiss nichts mehr zwischendrin Platz hat.
Schade.
Felix Geering
Gepostet um 20:43 Uhr, 05. Dezember…der „Anonymous“ bin diesmal ich. Zu früh abgedrückt.
@Redaktion: Bitte flickt das Eingabeformular, so dass „Name“ zum Pflichtfeld wird. Danke.
Corinne Duc
Gepostet um 21:21 Uhr, 05. DezemberDas unterstütze ich ganz und gar – habe als erste den Fehler gemacht mit dem zu frühen „enter“ und hätte mich wohl doch gleich dafür entschuldigen sollen, damit das mit dem „Anonymus“ nicht zu Missbrauch führt.
Esther Gisler Fischer
Gepostet um 23:55 Uhr, 06. DezemberMit Ideologie hat dies meines Erachtens nichts zu tun; Es mag uns wohlstandsverwöhnten KirchgängerInnen nicht passen, was Frau Opitz schreibt, Recht hat sie mit ihrer Analyse und ihren Anfragen dennoch!
Felix Geering
Gepostet um 11:39 Uhr, 07. DezemberGanz falsch., Im Grundsatz bin ich mit Frau Opitz sehr einverstanden und bin dankbar, dass das Thema aufgeworfen wird. Aber wenn sie im Kommentar schreibt: „stelle ich mich doch die Frage, was man erreicht, wenn man ausschliesslich die *innere Haltung ändert“, dann ist das schlicht eine unzulässige Verallgemeinerung und schlechter Stil. Denn um „ausschliesslich“ die Haltung zu ändern ging es eben gerade nicht.
kariane
Gepostet um 18:50 Uhr, 07. DezemberKlar. Aus Sicht des Nutztiers ist es besser, mit statt ohne Betäubung kastriert zu werden. Für eine Muttersau im Kastenstand sind sicher auch schon zehn Zentimeter mehr Bewegungsfreiheit etwas, für das einzutreten sich lohnt.
In der Tierrechtsszene ist es umstritten, ob es sinnvoll ist, sich für bessere Haltungsbedingungen einzzúsetzen, weil damit suggeriert werden könnte, dass es damit getan sei und grundsätzlich in Ordnung, Tiere als „Nutztiere“ zu deklarieren, die man in Käfige stecken, schlachten und essen darf.
Viel wichtiger aber ist die Frage, ob wir überhaupt das Recht haben, Tiere zu schlachten und zu essen. Oder ob es nicht nur auf Gewohnheit und dem Recht des Stärkeren beruht, wenn wir das tun.
Oder die Frage, ob es in der heutigen Zeit überhaupt noch angemessen ist, Tiere zu schlachten und zu essen und damit ein System zu fördern, das den Planeten schädigt wie kaum ein anderes – statt aufzuhören, Tierausbeutung zu fördern, den Hunger in der Welt zu vergrößern, die Umweltproblematik der Fleischproduktion zu ignorieren …
Und vor allem, ob diese Erwägungen, die die eigenen kulinarischen Gewohnheiten in Gefahr bringen könnten, im Interesse des Planeten und seiner anderen menschlichen und tierischen Bewohner, nicht vor allem für Menschen, die sich ChristInnen nennen, von einiger Relevanz sein könnten -?
Aber statt vernünftig und sachlich darüber nachzudenken, gibt es leider in den Kirchen wie in der gesamten Gesellschaft viele Personen, die Tierrechte, Veganismus und Tierethik als „Ideologie“ oder „Religionsersatz“ bezeichnen und sich dann weigern, sich mit Sachargumenten auseinandersetzen.
Das ist natürlich ein Armutszeugnis für jeden denkenden Menschen. Für ChristInnen, an die von jeher ein besonders hoher moralischer Anspruch herangetragen wird, ist es das natürlich besonders. Sich Scheuklappen aufzusetzen, Denkverbote aufzuerlegen, wo es um Leben unserer Mitgeschöpfe geht, ist nicht besonders mutig – und besonders christlich ist es schon gar nicht.
Marc Bonanomi
Gepostet um 21:43 Uhr, 10. JanuarDanke Kariane. Wie oft höre ich dieses leidige „Ideologie“, wenn ich mit Frommen über Veganismus rede.