Vom Umgang mit dem Sterben

Wenn in der Schweiz von Sterbehilfe gesprochen wird, reden wir meist von assistiertem Suizid. Leider ist vielen Menschen nicht bekannt, dass echte Hilfe, also assistierte Unterstützung beim Sterben längst in umfassenden Masse möglich ist: Die Rede ist von Palliative Care.

Palliative Care umfasst die ganzheitliche Betreuung und die Behandlung von Menschen mit unheilbaren, lebensbedrohlichen oder chronisch fortschreitenden Krankheiten. Ganzheitlich heisst, sie im medizinischen, psychologischen, spirituellen und seelsorgerlichen Bereich zu begleiten, zu unterstützen und zu helfen. Ziel ist es, Patientinnen und Patienten eine optimale Lebensqualität bis zum Tode zu gewährleisten. Symptome und Leiden werden bestmöglich gelindert.

Seit 2010 anerkennt der Bundesrat in seiner „Nationalen Strategie Palliative Care“ Handlungsbedarf. Die Strategie hält fest, dass sämtliche Betroffenen in der Schweiz Zugang haben sollten zu Palliative Care, unabhängig von Alter, Region, sozioökonomischem Status oder Krankheitsbild.
Dieses Ziel ist trotz umfangreicher Anstrengungen nach über sieben Jahren Nationaler Strategie noch immer nicht erfüllt. Das Bundesamt für Gesundheit schätzt, dass aktuell nur jeder zweite Patient und jede zweite Patientin Zugang zu Palliative Care erhält. Die Zahl der Betroffenen wird in den nächsten Jahren jedoch stark ansteigen. Obwohl der Handlungsbedarf ausgewiesen ist, kommen wir nicht weiter.
Aus diesem Grund habe ich vergangene Woche einen Vorstoss eingereicht, der den Bundesrat in die Pflicht nehmen will, dieses wichtige Anliegen zügig voranzutreiben. Er soll uns verbindlich erklären, wie genau ein flächendeckendes Angebot erreicht werden kann. Er soll uns aufzeigen, wie die Lücken im Angebot geschlossen werden können und wie die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen effizienter gestaltet werden kann.
Palliative Care zeichnet sich aus durch die Zusammenarbeit von Fachleuten aus Medizin, Pflege, Haushaltshilfe, Physiotherapie, Ergotherapie, Sozialarbeit, Psychologie und Seelsorge. Sie bilden ein Netzwerk, welches schwer kranke und sterbende Menschen auffängt. Dieses Angebot soll allen zugänglich gemacht werden. Nicht mehr und nicht weniger.

 

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4 Kommentare
  • michael vogt
    Gepostet um 07:02 Uhr, 16. März

    und wie, wenn jemand sagen würde: „ich lasse andern den vortritt, möchte dafür sterbehilfe in ihrer zweiten bedeutung“?

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  • Daniel Hürlimann
    Gepostet um 13:42 Uhr, 16. März

    Schade, dass unter diesem vielversprechenden Titel nur der Hinweis auf einen Vorstoss der Autorin folgt. Was bisher fehlt, ist eine Bilanz der nationalen Strategie Palliative Care 2013-2015 (analog zur Bilanz der nationalen Strategie Palliative Care 2010–2012). Ansonsten findet man alle Informationen auf http://www.bag.admin.ch/palliativecare

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    • Anita Ochsner
      Gepostet um 00:32 Uhr, 20. März

      Lieber Herr Hürlimann
      Vielen Dank für den Link zu „alle Informationen“ !
      Mit herzlichem Gruss Anita Ochsner

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  • Verena Thalmann
    Gepostet um 13:58 Uhr, 17. März

    …wichtiger Vorstoss, notwendiges Anliegen – doch der Text ist für mich sehr „sachlich“ ankommen
    – obwohl es um etwas Emotionales geht. Schade eigentlich.

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